Lesung und Ausstellung in der KVHS zum Thema Flucht
Groß-Gerau – Der Erste Kreisbeigeordnete Walter Astheimer, KVHS-Leiter Heinrich Krobbach sowie Marie-Sophie Neyer und Victoria Kühne von der Amnesty Hochschulgruppe Mainz haben im Foyer von Schloss Dornberg in GroßGerau eine Ausstellung mit Fotos der Agentur MAGNUM eröffnet. „Menschen auf der Flucht“ – so lautet der Titel der Ausstellung. Dreißig beeindruckende Reportage-Fotografien der Agentur hat Amnesty International auf Plakaten zu der Ausstellung zusammengestellt und mit Zitaten ergänzt.
Im Anschluss an die Ausstellungseröffnung las Jan Zweyer im Torhaus der KVHS aus seinem Roman „Starkstrom“. In diesem Kriminalroman spielt das Thema Flucht ebenfalls eine zentrale Rolle. Beide Veranstaltungen fanden im Rahmen der Reihe „Weltrettung – Entwicklungspolitik heute“ statt. Organisiert wird die bis August 2019 angesetzte Reihe von der Koordinationsstelle für kommunale Entwicklungspolitik des Kreises und dem Fachbereich Politische Bildung der KVHS Groß-Gerau.
Der Ort sei für die Ausstellung gut gewählt, sagte Astheimer bei der Eröffnung. Die Kreisvolkshochschule unterstütze maßgeblich mit verschiedenen Kursen den Integrationsprozess im Kreis. Der Kreis habe in den letzten Jahren viele Menschen aufgenommen, die vor Krieg und Gewalt ihre Heimat verlassen mussten. „Wenn wir es schaffen, den Menschen eine sichere Heimat zu bieten, bedeutet das viel, und dazu brauchen wir ein weltoffenes Gesellschaftssystem. Aber auch, wenn die Menschen hier nur auf Zeit sind, hat das Bedeutung, denn sie nehmen etwas mit. Das ist auch eine Art von Entwicklungspolitik“, so der Kreisbeigeordnete.
Es sei gerade beim Thema Flucht wichtig, genau hinzuschauen, sagte KVHS-Leiter Krobbach. „Wir sollten versuchen zu verstehen, wie es Geflüchteten damals ging und welche Wege sie heute wohl gegangen sind, um hier im Kreis Groß-Gerau anzukommen.“ Marie-Sophie Neyer und Victoria Kühne von der Amnesty Hochschulgruppe
Mainz schilderten, was es für Menschen bedeutet, auf der Flucht zu sein: „Sie verlieren ihre Heimat und immer auch ein Stück der eigenen Identität. Sie treten nicht automatisch den Weg nach Europa an – alles, was sie wollen, reduziert sich auf das, was eine stabile Gesellschaft im Kern ausmacht und Bedingung ist für ein Leben, in dem man in Sicherheit sein kann.“ Sicherheit fänden die Geflüchteten vielleicht in einer anderen Region des Landes oder im Nachbarland. Im vergangenen Jahr seien 40 Millionen Menschen als „Binnenflüchtlinge“ innerhalb ihres Heimatlandes auf der Flucht gewesen. „Deutschland nimmt im weltweiten Vergleich überraschend wenig Geflüchtete auf.
In der anschließenden Lesung bekam das Thema Abschottung noch einmal eine neue Dynamik. „Eigentlich wollte ich einen fiktiven Roman schreiben“ – so begann Jan Zweyer die Lesung aus dem 2018 im Grafit Verlag erschienenen Roman „Starkstrom“. „Aber die tatsächlichen Ereignisse in Europa und in der Welt drohten immer wieder, meine Recherchen zu überholen. Nicht nur, dass plötzlich, wie in meinem Roman, von ´Ankerzentren´ die Rede war, sondern ebenso, dass Donald Trump eine Mauer zu bauen begann, die in abgewandelter Form auch in meinem Buch eine wichtige Rolle spielt.“ Sein Roman, so Zweyer sei ein Appell an die Menschlichkeit.
ggr
Foto: Kreisverwaltung