Angreifer beschert dem SV Darmstadt 98 einen gelungenen Saisonauftakt
Nach dem Schlusspfiff war Serdar Dursun körperlich platt, aber überglücklich. Erst vier Tage vor dem Auftaktspiel des SV Darmstadt 98 gegen Aufsteiger SC Paderborn war er zum Team gestoßen, absolvierte danach gerade fünf Einheiten mit den neuen Kollegen. Trotzdem entschied sich Trainer Dirk Schuster dafür, Dursun als Sturmspitze den Vorzug vor Terrence Boyd zu geben. Und Dursun rechtfertigte das Vertrauen. In der 52. Minute wurde er von Tobias Kempe steil geschickt, ging mit einem Übersteiger am Gäste-Torhüter vorbei und schoss aus spitzem Winkel zum 1:0-Siegtreffer für die Lilien ein.
„Instinktiv“ habe er den Treffer gemacht. „Obwohl ich groß bin, bin ich ein Straßenfußballer und kann schon einige Tricks. Aber die Trainer mögen das nicht so gerne“, sagte der 1,90-Meter-Mann grinsend. „Zum Glück ging’s gut. Wenn‘s nicht gut gegangen wäre, dürfte der Trainer mich anschreien.“
Dursun ist Deutsch-Türke, wurde 1991 in Hamburg geboren. 2008 entdeckten ihn Talentspäher von Hannover 96 und verpflichteten ihn für deren Jugendabteilung. Der Sprung zu den Profis gelang allerdings nicht, Dursun ging in die Türkei. Von 2011 bis 2016 spielte er dort in der ersten, zweiten und dritten Liga. Im Sommer 2016 erhielt er einen Einjahresver
trag bei Zweitligist SpVgg Greuther Fürth. In der ersten Saison erzielte er dort zehn
Treffer, sein Vertrag wurde um zwei Jahre verlängert. Doch in der vergangenen Spielzeit lief es nicht mehr so recht. Nur drei Liga-Tore gelangen ihm.
Kurz vor Saisonbeginn schloss er sich nun den Lilien an, erhielt einen Dreijahresvertrag. Zu den Wechselmodalitäten machten die Vereine keine Angaben. Dursun ist ein Stürmer, wie Trainer Schuster ihn für sein Spiel liebt: groß, wuchtig, kopfballstark, einer der Bälle halten und ablegen kann. Dass er nach so kurzer Zeit gleich in der Startelf stand, hatte Dursun selbst überrascht. Mit 30 Minuten Einsatzzeit habe er gerechnet, sagte er. Schuster erklärte, der Entschluss für Dursun sei erst am Sonntagmorgen in einer Diskussion des Trainerteams gefallen, es sei eine Bauchentscheidung gewesen. „Sie war Gott sei Dank richtig.“
Wie Dursun seinen Treffer erzielt hatte, ließ den Trainer bei hochsommerlichen Temperaturen allerdings ziemlich kalt. „Es ist einfach die Pflicht eines Stürmers, wenn man alleine auf den Torwart zugeht, denn Ball zu versenken. Ob er davor noch einen Übersteiger macht, ist mir relativ egal“, sagte Schuster und fügte an: „Der Ball war drin. Auch da hat er alles richtig gemacht.“
Von Stephan Köhnlein
Foto: Arthur Schönbein