Alltäglicher Austausch
RIEDSTADT – Dank eines neuen Angebots der Stadt ist Begegnungsstätte für Geflüchtete nun auch montags, mittwochs und freitags geöffnet.
Die Kaffeetafel in der Begegnungsstätte für Geflüchtete ist einladend gedeckt mit selbstgebackenem Kuchen, den eine schon länger in Riedstadt lebende Geflüchtete beigesteuert hat. In Regalen liegt Infomaterial aus und die Terrassentüren öffnen sich an diesem sonnigen Sommervormittag auf die Wiese und das benachbarte Außengelände der Kita Kinderinsel im Stadtteil Wolfskehlen.
Immer mehr geflüchtete Menschen kommen in den großen Raum und lassen sich an einem der Tische nieder, viele haben kleine Kinder mitgebracht. Am Ende des Vormittags zählt Petra Fischer, Fachbereichsleiterin Kinder, Jugend und Soziales, über 30 Leute, die das erste Angebot der Begegnungsstätte mit den frisch von der Büchnerstadt Riedstadt angestellten Alltagsbegleiterinnen Aliona Swetlischin und Alona Yukhymenko nutzen möchten. Schnell entspinnen sich die ersten angeregten Gespräche. Mittendrin die gebürtige Litauerin Swetlischin, die fünf Sprachen spricht und immer wieder simultan übersetzt, und Yukhymenko, die selber mit ihren drei Kindern aus der Ukraine geflohen ist.
Begegnungsstätte als „Ruhepol“
Bürgermeister Marcus Kretschmann heißt alle Geflüchteten zu diesem neuen Angebot in der Begegnungsstätte willkommen. Er weist auf die prekäre Situation in der Ukraine hin, betont aber auch, dass die Begegnungsstätte ein Ort für alle Flüchtlinge sein soll. „Wir möchten mit diesem Ort einen Ruhepol für Geflüchtete schaffen und möchten Sie herzlich einladen, diese Angebote, die Sie auch selber gestalten können, zu nutzen.“
Bereits Anfang Mai hatte die Stadt in einem Nebengebäude der Kita Kinderinsel, Albert-Schweitzer-Straße 3 (zu erreichen über den Parkplatz am Bürgerhaus) die Begegnungsstätte für Geflüchtete eingerichtet. In Kooperation mit dem Diakonischen Werk Groß-Gerau/Rüsselsheim ist die Begegnungsstätte seitdem immer dienstags und donnerstags von 9:00 bis 13:00 Uhr geöffnet und wird betreut von den Diakonie-Mitarbeiterinnen Marie Rehbein und Johanna Martin.
Nun kommt ab sofort das neue Angebot mit den beiden von der Stadt angestellten Alltagsbegleiterinnen hinzu, die immer montags, mittwochs und freitags von 9:00 bis 13:00 Uhr zum Austausch und für Gespräche zur Verfügung stehen. Somit ist der Ort der Begegnung nun an allen Werktagen vormittags geöffnet. Der Vormittag wurde bewusst gewählt, weil dann ältere Kinder in der Schule sind, während die jüngeren mitgebracht werden können. In Begleitung von Erwachsenen dürfen sie auch das Außengelände der Kita Kinderinsel nutzen, was an diesem ersten Vormittag auch sofort rege genutzt wird. „Die Kinder finden es toll und haben sofort miteinander gespielt“ erzählt Andrea Kliegl, Leiterin des Sozial- und Integrationsbüros.
Für Unterstützung ist gesorgt
Wie der Name schon verrät, wollen die Alltagsbegleiterinnen bei ganz praktischen Dingen des Alltags mit Rat und Tat zur Seite stehen. Wie etwa bei der Frage, wie das Busfahren hier genau funktioniert. Die Flüchtlinge können sich dabei auch selber je nach ihren Bedürfnissen einbringen. „Wenn jemand in der Heimat viel gehäkelt hat, werden wir versuchen, Wolle und Häkelnadeln zu organisieren“, gibt Kliegl ein Beispiel.
Bereits jetzt ist deutlich, dass es viele Fragen zur Orientierung in Riedstadt gibt, insbesondere zu den Themenfeldern Schule/Schuleingangsuntersuchung, Kitas, Wohnen und Arbeit, berichtet Elke Muhly von der Flüchtlingsbetreuung der Stadt. „Hier werden keine Antragsformulare bereitgestellt oder ausgefüllt, aber wir können Informationen geben“, betont sie. So können sich Kliegl und Muhly vorstellen, auf Wunsch an einem Vormittag Informationen zu einem bestimmten Themenkomplex zu geben. „So erreichen wir viele mit denselben Informationen. Das entlastet auch die Ehrenamtlichen von der Flüchtlingshilfe und die Wohnungsgeber, weil ihre Leute ihre Fragen selber stellen können“, erklärt Kliegl.
Im Vorfeld hatten die beiden Alltagsbegleiterinnen viel Werbung in eigener Sache gemacht, Geflüchtete in ihren Unterkünften besucht, bei der Tafel oder in Deutschkursen auf ihr Angebot aufmerksam gemacht und Flyer auf Deutsch, Englisch, Ukrainisch, Urdu, Persisch, Tigrinya (wird in Eritrea und Äthiopien gesprochen) und Arabisch verteilt. Die Mühe hat sich gelohnt – dieses erste Treffen ist ein voller Erfolg, sind sich alle Beteiligten am Ende einig.
(PS)