Vorführungen und Informationen zum Hochwasserschutz
RIEDSTADT – Großaufgebot am Erfelder Rheinufer: Das Team des städtischen Bauhofs verschließt mit sicheren Handgriffen den Durchlass des Winterdeiches für die Rheinstraße mit Aluminiumprofilen und lässt nur eine Lücke als Durchgang für die zahlreichen Interessierten. Direkt am Ufer hat die Freiwillige Feuerwehr Erfelden mit ihrem Gerätewagen Logistik für Hochwasserschutz Position bezogen, Sandsäcke liegen bereit und eine Tauchpumpe ist in Aktion.
Der Altrhein ist zurzeit nur ein klägliches Rinnsal. Doch dass er auch anders kann, zeigen die Hochwassermarken am Deich. Die Riedstädterinnen und Riedstädter wissen das nur zu gut und so ist an diesem Freitagnachmittag das Interesse riesig, im Rahmen des GFB-Sommers 2022 mehr über den Hochwasserschutz am Altrhein zu erfahren. Knapp 200 Menschen bevölkern im Laufe der Veranstaltung Winterdeich und Altrheinufer, folgen aufmerksam den Ausführungen Bürgermeister Marcus Kretschmanns, informieren sich bei Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr und Mitarbeitenden des Bauhofs aus erster Hand und schauen sich die Ausstellung mit jeder Menge Hintergrundinformationen an.
Die Büchnerstadt Riedstadt gehört zur Landesinitiative „Großer Frankfurter Bogen“ (GFB), in der das Land Hessen Wohnungsbau in den Kommunen fördert, die innerhalb von 30 Minuten vom Frankfurter Hauptbahnhof aus erreicht werden können. „Doch es geht nicht einfach nur um Häuser, sondern dass wir in unserem Ort auch gut leben können. Dazu gehört natürlich auch die Daseinsvorsorge mit dem Schutz der Bevölkerung vor Katastrophen“, erläutert Bürgermeister Kretschmann.
Er beschreibt, dass insgesamt 16 Deichkilometer auf Riedstädter Gemarkung liegen. Dazu gehören auch die sogenannten Rheinflügeldeiche in Crumstadt, weil auch dort bei Rheinhochwasser das Wasser steigt. Nach den Rheinhochwassern der 1980er Jahre wurde eine umfangreiche Deichsanierung umgesetzt, in deren Folge auch der Riedstädter Winterdeich gespundet wurde. Seitdem sorgen Spundwände im Deich dafür, dass der Deich bei einem Hochwasser nicht instabil werden und es so zu Durchbrüchen kommen kann.
Doppelte Absicherung
Bei Durchlässen für Straßen wie in Erfelden stehe man vor der Entscheidung, entweder die Straße zu verlegen, oder im Ernstfall für einen sicheren Verschluss des Deiches zu sorgen, erklärt der Bürgermeister. In Erfelden sorgt dafür das Rheintor, das bei Hochwassergefahr vom Bauhof aufgebaut wird. Es besteht aus Aluminiumprofilen, die zu zwei hintereinanderstehenden Wänden zusammengefügt werden. „Das ist eine doppelte Absicherung. Falls wider Erwarten Wasser durch die erste Wand dringt, verhindert die zweite Wand ein weiteres Vordringen“, so Kretschmann.
Hochwasserschutz muss von der Kommune gewährleistet werden und läuft bei einer Hochwasserlage nach festgelegten Zeitplänen ab. Zunächst einmal ist der städtische Bauhof für Dinge wie den Aufbau des Rheintors und Kontrolle der Deiche zuständig. Ab einer gewissen Gefahrenlage organisiert die Freiwille Feuerwehr Deichwachen und schaut, ob es undichte Stellen gibt. „Seitdem wir Spundwände haben, ist die Gefahr aber nicht mehr so groß“, beruhigt der Bürgermeister. Käme auch die Freiwillige Feuerwehr an ihre Leistungsgrenze, könnte theoretisch die Wasserwacht diese Aufgabe übernehmen. Laut Wasserwehrsatzung wird immer ein gewisser Jahrgang zur Wasserwehr einberufen. „Aber das ist schon seit Jahrzehnten nicht mehr erfolgt“, erklärt Bürgermeister Kretschmann. Deichwachen werden vorsorglich schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt vorgenommen. Steigt das Wasser weiter an, kommt der Krisenstab der Stadt zusammen, der über weitere Maßnahmen berät wie die Sperrung von Radwegen oder den Zugang zum Kühkopf.
Nicht nur das Rheintor wird an diesem Nachmittag aufgebaut. Kinder schleppen mit Begeisterung einige vorbereitete Sandsäcke und erhöhen damit die zwei schon vorhandenen Halbrunde aus Sandsäcken, die zu Demonstrationszwecken am Deichfuß liegen. Die sogenannten Quellkaden werden auf der Binnenseite eines Deiches an der Austrittsstelle des Wassers ausgelegt, falls der Deich undicht geworden ist. Und dann wird auch noch die Sandsack-Füllmaschine mitsamt Nähmaschine vorgeführt.
Auch der für Katastrophenschutz in Hessen zuständige Staatssekretär Stefan Sauer schaut vorbei und ist sichtlich beeindruckt, wie gut Riedstadt auf Hochwasser vorbereitet ist. „Ich finde es klasse, dass man das heute mal sehen kann. Das weckt Zuversicht“, so Sauer.
ggr