Enger Kontakt auch zu Kitas, Familienzentren, Schulen und dem örtlichem Gesundheitsbereich
Groß-Gerau – Beratung von Eltern, Kindern, Jugendlichen und Multiplikator/ innen – das ist, kurz gesprochen, die Aufgabe der Erziehungsberatungsstelle des Kreises Groß-Gerau. Der Fachdienst des Fachbereichs Jugend und Familie der Kreisverwaltung besteht nunmehr seit fast 40 Jahren; Eröffnung war am 2. Oktober 1978. In den 40 Jahren ihrer Existenz hat sich aus der zentralen Erziehungsberatung in der Kreisstadt Groß-Gerau eine Stelle mit zwei Standorten entwickelt. Sie sichert die Versorgung für den Mittel- und Südkreis – mit einer eigenen Außenstelle in Riedstadt.
Neben der Erziehungsberatung des Kreises gibt es eine Reihe weiterer wohnortnaher Beratungsstellen für Eltern, Kinder und Jugendliche. Alle Stellen im Kreis
arbeiten als Beratungsverbund zusammen. Die Erziehungsberatung ist durch die Wohnortnähe zudem eng mit Kitas und Familienzentren, Schulen und örtlichem Gesundheitsbereich in Kontakt. Durch die fachliche Kooperation kann die Arbeit abgestimmt und für die Ratsuchenden wirkungsvoll gestaltet werden.
Das Zusammenleben der Familien heute basiert auf ganz anderen Voraussetzungen als noch vor 40 Jahren. Es gibt vielfältige Strukturen und Familienformen. Erziehung muss daher im Zuge gesellschaftlicher Entwicklungen immer wieder überdacht werden. Ich möchte Eltern und ihre Kinder ermutigen, sich an unsere Beratungsstelle zu wenden, bevor Problemkonstellationen eskalieren“, sagt die Leiterin der Erziehungsberatung, Katharina Etteldorf. Insgesamt zeigten die Fallzahlen, dass die Erziehungsberatungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern eine zentrale Rolle als eigenständiges Beratungs- und Behandlungsangebot der Jugendhilfe hat. Aktuell werden rund 900 Klienten und Klientinnen beraten, wie aus dem Jahresbericht 2017 des Fachdiensts Erziehungsberatung des Kreises Groß-Gerau hervorgeht (der Bericht findet sich im Internet auf https:// www.kreisgg.de/?1090). Dabei sind die Schwerpunkte an den beiden Standorten zum Teil unterschiedlich. An erster Stelle stehen insgesamt Belastungen durch familiäre Konflikte (einschließlich Trennung und Scheidung). In Groß-Gerau folgen dann aber Fragen um Erziehungsunsicherheit von Erziehenden, während es am Standort Riedstadt häufig um Auffälligkeiten im sozialen Verhalten von jungen Menschen ging. An dritter Stelle werden jeweils Entwicklungsauffälligkeiten von Kindern und Jugendlichen genannt, wobei in der Kreisstadt noch seelische Probleme als drittwichtigstes Thema hinzu kamen.
Frühe Hilfen
Beratung, aber auch Informationsveranstaltungen, Kooperation und Netzwerkarbeit gehören zu den Aufgaben der Erziehungsberatung. Zudem hat die Erziehungsberatungsstelle des Kreises Groß-Gerau für das Netz der Frühen Hilfen die Kreiskoordination übernommen. Dieses Netz der Frühen Hilfen – das Anlaufstellen und Angebote für Familien miteinander verzahnt und aufeinander abstimmt – hat der Kreis im Jahr 2007 aufgebaut. Ziel ist eine nachhaltige
Verbesserung der Infrastruktur für (werdende) Eltern. Besonderes Augenmerk liegt auf der Vernetzung zwischen der Kinder- und Jugendhilfe (Familienbegleitung/beratung/-bildung) und dem Gesundheitswesen (Gynäkolog/innen, Kinderärzte und -ärztinnen, Geburtskliniken, Hebammen) – mit dem Ziel, maßgebliche Impulse für den präventiven Kinderschutz zu geben.
„Auch nach vier Jahrzehnten ist die Nachfrage nach unseren Beratungsangeboten unverändert hoch“, betont Fachbereichsleiterin Ulrike Cramer. Komplexe Familienkonstellationen vor allem bei Trennung und Scheidung, daraus folgende Hochstrittigkeit, Probleme bei Abhängigkeitserkrankungen und/ oder psychisch kranken Eltern, Einsätze im Bereich der Frühen Hilfen – all dies „erfordert sich fortentwickelnde Beratungskonzepte mit hohem Personal- und Zeiteinsatz“, sagen Ulrike Cramer und Katharina Etteldorf.
Ein Generationswechsel
Das multidisziplinäre Fachteam (Sozialarbeiterinnen, Sozialpädagog/innen, Psychologin, Pädagoge) besteht aus sieben Leuten, die von drei in Teilzeit beschäftigten Verwaltungsfachkräften im Sekretariat unterstützt werden. In diesem Jahr steht ein Generationswechsel an: Die stellvertretende Leiterin des Fachdiensts Helga LöcherBäder geht ebenso in den Ruhestand wie der Diplom-Pädagoge Christoph Schmidt. Beide haben die Erziehungsberatung des Kreises über viele Jahre unterstützt.
Nicht nur die den beiden nachfolgenden Kräfte müssen sich immer weiterentwickeln: Veränderte Rahmenbedingungen im Kinderschutzrecht wirken sich auf die Arbeit der Erziehungsberatungsstelle ebenso aus wie der gesellschaftliche Wandel. Beispiel Digitalisierung: „Die aktuellsten Herausforderungen für Beratung liegen in der Digitalisierung unserer Lebenswelten und den sich rasch entwickelnden neuen Technologien“, heißt es im Jahresbericht 2017. Der „Sog- und Suchtcharakter“ des Eintauchens in fiktive Welten mache vielen Erziehenden zu schaffen und „stellt uns vor neue Fragen im Hinblick auf angemessene Begrenzungen und pädagogische Reaktionen. Die alte Frage, was Kinder und Jugendliche brauchen und was ihnen gut tut, stellt sich in neuem Gewand.“
ggr