In einer Umfrage des Online-Magazins Lilienblog lehnen das rund zwei Drittel ab
Als Serdar Dursun sich den Ball zum Elfmeter gegen Jahn Regensburg schnappte, gab es Pfiffe. Einige Fans des SV Darmstadt 98 hätten lieber Tobias Kempe als Schützen gesehen. Trippelnd, tänzelnd, geradezu aufreizend lief der 28 Jahr alte Deutsch-Türke dann an – und jagte den Ball über das Tor. Das brachte noch mehr Fans gegen ihn auf, die ihren Unmut lautstark ausdrückten. Andere fanden das nicht akzeptabel. Es kam zu Auseinandersetzungen unter den Anhängern.
Noch lange nach dem Abpfiff der Partie, die 2:2 endete, erregte die Szene die Gemüter. Das Magazin Lilienblog.de fragte seine Leser in einer Online-Umfrage, wie sie zu dem Thema stehen. Ist es grundsätzlich okay, wenn die eigenen Fans einen Spieler auspfeifen? Oder geht das gar nicht? Das Ergebnis war eindeutig – aber nicht einmütig.
Ein Drittel findet Pfiffe grundsätzlich okay
Insgesamt nahmen 207 Personen an der Umfrage teil. 35 Prozent oder gut ein Drittel der Teilnehmer fanden die Pfiffe grundsätzlich okay. Für 65 Prozent oder rund zwei Drittel gehen Pfiffe gegen eigene Spieler oder die Mannschaft gar nicht.
Auch in den Kommentaren zu der Erhebung auf Facebook und Twitter gab es kontroverse Meinungen. Einige zeigten durchaus Verständnis für den Frust und Ärger der Fans in der aktuellen Situation. Mehrfach wurde auch darauf hingewiesen, dass Dursun mit seinem eigenwilligen Anlauf die Pfiffe womöglich selbst provoziert habe.
Spieler äußern Bedauern über Pfiffe
Dursuns Mitspieler Tobias Kempe und Marvin Mehlem fanden es vor allem „schade“, dass einig Fans gepfiffen haben. „Ich wünsche mir, dass der Schütze da auch unterstützt wird vom ganzen Stadion zu Hause“, sagte Kempe mit Blick auf den Elfmeter.
Beide lobten Dursun ausdrücklich für dessen Moral. „Er hat die perfekte Antwort gegeben, die beiden Tore gemacht und der Großteil der Anhänger hat ja auch sehr gut reagiert“, betonte Mehlem im Lilienblog-Interview.
„Jeder macht Fehler“
Dursun selbst nahm es übrigens ganz gelassen. „Wenn ich Zuschauer bin, fluche ich halt zwei Minuten. Das ist Fußball.“ Die Mannschaft habe ihn aufgebaut – und er sei mental stark. Dann gelangen ihm noch zwei Treffer, die Lilien standen kurz vor dem Sieg. Doch in der vierten Minute der Nachspielzeit patzte Keeper Marcel Schuhen, ließ eine Flanke durchrutschen, so dass die Gäste ausgleichen konnten.
„Das Tor kann passieren“, sagte Dursun. So wie die Mannschaft ihn nach dem verschossenen Elfmeter aufgebaut habe, habe man das auch mit Schuhen gemacht. „Fußball ist ein Teamsport. Jeder macht Fehler. Vorne wie hinten.“
Von Stephan Köhnlein
Foto: Arthur Schönbein