„Die Wissenschaftsstadt Darmstadt unterstützt Sinti und Roma und den Kampf gegen Antiziganismus“
DARMSTADT – Am heutigen Mittwoch, den 7. Juni, unterzeichneten die Wissenschaftsstadt Darmstadt und der Verband Deutscher Sinti und Roma, Landesverband Hessen, den Mietvertrag für das geplante hessenweite Zentrum gegen Antiziganismus, das nach der Gießener Holocaust-Überlebenden und Bürgerrechtlerin Anna Mettbach benannt werden soll.
Das neue Zentrum des Hessischen Landesverbandes wird im Erdgeschoss der städtischen Räumlichkeiten in der Grafenstraße 30 errichtet und soll zum 1. September 2025 bezogen werden. Der Mietvertrag sieht eine Mietdauer von zunächst zehn Jahren mit der Option zur Verlängerung vor. Bereits am 17. Mai hat der Magistrat der Wissenschaftsstadt Darmstadt – in Anlehnung an den Staatsvertrag des Landesverbandes mit dem Land Hessen – die langfristige Unterstützung des Zentrums und der Dauerausstellung des Hessischen Landesverbandes beschlossen und die jährliche städtische Fördersumme für den Betrieb des Zentrums erhöht. Damit schafft die Stadt zusätzliche Planungssicherheit für die Arbeit des Hessischen Landesverbandes.
Die Wichtigkeit, entschieden gegen Antiziganismus vorzugehen
Oberbürgermeister Jochen Partsch unterstreicht die Notwendigkeit der Aufarbeitung der Verfolgung der Sinti und Roma: „In unserer Gesellschaft gibt es weiterhin zu wenig Bewusstsein für das schwere Unrecht, das den Sinti und Roma in ihrer über 600-jährigen Geschichte im deutschsprachigen Raum angetan wurde. Nur wenige Angehörige der Minderheit überlebten den nationalsozialistischen Völkermord. Nach der Rückkehr aus den Todeslagern mussten sie erleben, wie die an ihnen und ihren Familien begangenen Menschheitsverbrechen in der Nachkriegszeit verschwiegen und verleugnet, teilweise sogar gerechtfertigt wurden. Die traurige Wahrheit ist, dass die NS-Verfolgten in der Bundesrepublik erneut diskriminiert und an den Rand der Städte und Gemeinden gedrängt wurden. Erst die Bürgerrechtsbewegung deutscher Sinti und Roma, in Hessen vor allem der Landesverband, hat seit vier Jahrzehnten wichtige Impulse für die Aufarbeitung der Verfolgungsgeschichte und für eine gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben für Menschen mit Sinti- oder Roma-Hintergrund geliefert. Wir sind stolz darauf, dass der Hessische Landesverband seinen Sitz in Darmstadt gewählt hat. Die vielfältige Kooperation der vergangenen Jahre werden wir ausbauen und verstetigen. Wir unterstützen Sinti und Roma und den Kampf gegen Antiziganismus.“
Der Vorsitzende des Hessischen Landesverbandes, Adam Strauß, betont die Wichtigkeit, entschieden gegen Antiziganismus vorzugehen: „Auch heute noch erleben unsere Menschen starke Ausgrenzung und Diskriminierung. In vielen europäischen Ländern leben Angehörige der Sinti und Roma in bitterer Not und sind massiven Vorurteilen ausgesetzt. Und auch in Deutschland sind die Vorurteile und der Hass leider noch immer sehr weit verbreitet. Das merken wir an fast jedem Tag. Deswegen haben wir als Hessischer Landesverband seit langer Zeit dafür gekämpft, an einem zentralen Ort in Hessen Bildungs- und Aufklärungsarbeit zum Thema Antiziganismus leisten zu können. Die Wissenschaftsstadt Darmstadt und Oberbürgermeister Partsch unterstützen den Hessischen Landesverband seit vielen Jahren, die Stadt ist für uns eine wichtige Kooperationspartnerin. Der nun gefundene Ort in der Grafenstraße ist ein würdiger Standort für unser Anna-Mettbach-Zentrum. Wir hoffen darauf, dass viele Menschen aus Darmstadt, Hessen und deutschlandweit das Angebot wahrnehmen werden. Wir schaffen einen Ort, an dem sich Angehörige der Minderheit und Angehörige der Mehrheit auf Augenhöhe begegnen können. Es geht darum, dass wir gemeinsam Demokratie und Menschenrechte für alle Menschen in unserer Gesellschaft gegen den rechten Populismus verteidigen.“
Das Zentrum wird auch Raum für Begegnung und Austausch bieten
Kernelement des Zentrums ist eine Dauerausstellung, die Wissen zur Verfolgungsgeschichte der Sinti und Roma und zum Antiziganismus für alle interessierten Menschen in Hessen und darüber hinaus vermittelt. Das Zentrum wird auch Raum für Begegnung und Austausch bieten. Zu den Zielgruppen gehören Schülerinnen und Schüler und Studierende, außerdem sind Fortbildungen für Lehrkräfte sowie für andere Berufsgruppen vorgesehen, z.B. für Polizeikräfte oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Behörden. Auch Selbstrepräsentationen von Angehörigen der Minderheit der Sinti und Roma sind Teil der Ausstellung.
(PS)