Die Gründe für den Aufschwung des Lilien-Keepers
Torhüter Marcel Schuhen hat seinen Vertrag beim SV Darmstadt 98 um drei Jahre verlängert. Das neue Arbeitspapier des 29 Jahre alten Keepers läuft nun bis zum Sommer 2025. Vor dem Hintergrund der starken Saison, die Schuhen spielt (die Niederlage gegen den Hamburger SV einmal ausgeklammert), war das folgerichtig. Doch davor war der Torhüter, der 2019 vom SV Sandhausen ans Böllenfalltor gekommen war, auch bei den Lilien-Verantwortlichen nicht unumstritten.
Seine Stärken mit seinen Reflexen auf der Linie hatte Schuhen immer wieder unter Beweis gestellt. Doch bei hohen Bällen, in der Strafraumbeherrschung und beim Spiel mit dem Fuß zeigte der Keeper immer wieder Schwächen.
Viel Konkurrenz im Tor beim SV Darmstadt 98
Als die Lilien im vergangenen Sommer den jungen Morten Behrens von Drittligist 1. FC Magdeburg verpflichteten, galt dieser als heißer Kandidat für die Nummer eins. Als Schuhen dann auch noch zu Saisonbeginn wegen Corona ausfiel, stand Behrens im Tor. Doch der beim Hamburger SV ausgebildete Keeper konnte in den ersten beiden Spielen nicht überzeugen, so dass Trainer Torsten Lieberknecht wieder auf Schuhen baute. Von da an ging es bei den Lilien bergauf. Das lag sicher nicht nur, aber auch an Schuhen.
Lieberknecht sieht im Konkurrenzkampf auf der Torhüterposition einen entscheidenden Faktor für den Leistungssprung Schuhens. “Der Schuh ist deshalb auch so stark geworden, weil er mit Morten Behrens und Steve Kroll zwei Jungs hinter sich hat, die ein extrem hohes Trainingsniveau mitbringen”, sagt der Coach. Gerade Behrens werde mit Blick auf seine Persönlichkeit im Vergleich zum Sommer immer besser.
Wache, Pfeiffer und Isherwood als wichtige Faktoren
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Arbeit von Dimo Wache, der nach langer Verletzung seit dieser Saison wieder die Torhüter trainiert. Lieberknecht kennt Wache noch als Mitspieler aus gemeinsamen Tagen in Mainz, ist mit dem Ehrenspielführer der 05er gut befreundet. Als Torwarttrainer erlebt er ihn aber zum ersten Mal. “Der macht das sensationell gut”, sagt Lieberknecht. Torhüter seien für ihn immer eine eigene Gruppe in der Mannschaft. Wache gelinge es, diese richtig anzupacken und so Stück für Stück zu steigern.
Einen Punkt, den Lieberknecht nicht genannt hat, aber von dem Schuhen auch augenscheinlich profitiert, ist das neue Abwehrspiel. Anders als unter Markus Anfang zirkuliert der Ball in der Abwehr nicht mehr so viel, so dass Schuhen auch nicht so stark unter Druck gerät, wenn er den Ball mit dem Fuß spielen muss. Vor allem aber haben die beiden Abwehrhünen Patric Pfeiffer und Thomas Isherwood die absolute Lufthoheit im eigenen Strafraum, so dass Schuhen auch hier nicht mehr so oft in Bedrängnis gerät.
„Mit Haut und Haaren dabei“
Dass es mit der Verlängerung bei Schuhen etwas länger dauerte als bei anderen Stammspielern, lag möglicherweise auch an anderen Interessenten, wie Lieberknecht andeutet. “Wenn der Vertrag ausläuft und jemand so eine Leistung bringt, werden natürlich andere Vereine auf ihn aufmerksam”, sagt er. Umso mehr freue er sich, dass man nun auch auf der Torhüterposition für Kontinuität gesorgt habe.
Schuhen verkörpere Mentalität und Willensstärke, wolle immer gewinnen und könne auch nach einem verlorenen Trainingsspiel richtig sauer werden. Er sei einer jener Spieler, “die für diesen Verein alles tun wollen und mit Haut und Haaren dabei sind”, sagt Lieberknecht. “Der Marcel ist da sinnbildlich dafür.”
Von Stephan Köhnlein