Gelbsperre für den Lilien-Coach
Dass ein Trainer sich eine Gelbsperre einhandelt, ist extrem selten. Torsten Lieberknecht hat es geschafft. Im Spiel gegen den FC Schalke 04 holte sich der Coach des SV Darmstadt 98 seine vierte Gelbe Karte ab. Deswegen darf er die Lilien beim Auswärtsspiel gegen den FC St. Pauli am kommenden Samstag nicht von der Bank aus betreuen.
Was Lieberknecht so in Rage brachte, war die Entstehungsgeschichte zum 1:1. Fabian Holland hatte sich im Mittelfeld selbst in eine ungünstige Position gebracht. Ein sicher nicht ganz sauberer Zweikampf verschaffte Schalke den Ballbesitz. Mehrere Stationen später gelang den Gästen der Ausgleich. Lieberknecht beschwerte sich massiv über den nicht geahndeten Zweikampf und sah die Gelbe Karte.
Lieberknecht lebt von der Emotion – positiv wie negativ. Von Ausnahmen abgesehen ist das mit dem Schlusspfiff wieder beigelegt. Wirklich gerecht behandelt fühlte sich der Lilien-Coach im Schalke-Spiel jedoch nicht. Er habe “die richtige Emotionalität gezeigt”. Der VAR hätte die Szene begutachten müssen. Es habe sich um “ein klares Foulspiel” gehandelt. Es tue ihm leid, dass er mit der ersten Szene sofort die Gelbe Karte gesehen habe. “Damit bin ich nicht einverstanden”, sagte er.
Was Gjasula von Lieberknecht unterscheidet
Grundsätzlich sieht sich Lieberknecht in einer ähnlichen Situation wie sein Mittelfeld-Abräumer Klaus Gjasula. Der hält den Bundesliga-Rekord mit 17 Verwarnungen in einer Spielzeit. In seiner ersten Spielzeit bei den Lilien hat es der Albaner bislang auf 11 Verwarnungen gebracht.
Bei Gjasula hatte der Lilien-Coach schon mehrfach geklagt, dass er bei den Schiedsrichtern in einer Schublade stecke und deswegen besonders schnell verwarnt werde. “Bei mir bereiten sich die Schiedsrichter darauf vor, dass ich bei der ersten Situation, in der ich mich berechtigt aufrege, eine Gelbe Karte kriege”, klagte der Coach nun selbst. Gjasula blieb übrigens in seinem ersten Spiel nach seiner Rot-Sperre aus der Partie gegen Werder Bremen ohne Verwarnung und zeigte auch insgesamt eine ordentliche Partie. #
Noch ist nichts verloren
Beim FC St. Pauli (Samstag, 20.30 Uhr) geht es für die Lilien nun darum, endlich wieder ein Spitzenspiel zu gewinnen. Den vor allem in den Partien gegen die Topteams zeigte die Mannschaft in der Rückrunde Schwächen. Gab es in der Hinrunde teils klare Siege gegen Bremen, Nürnberg und Schalke sowie ein Unentschieden beim Hamburger SV, so gingen diese Begegnungen in der Rückrunde allesamt verloren. Fehlendes Spielglück, mangelnde Erfahrung, individuelle Fehler – die Gründe dafür sind vielschichtig.
Umso bemerkenswerter ist es, dass die Mannschaft nach wie vor aussichtsreich im Aufstiegsrennen liegt. Sollte ein Sieg gegen St. Pauli gelingen und Schalke im zweiten Spitzenspiel Bremen besiegen, wären die Lilien sogar wieder Tabellenzweiter.
Von Stephan Köhnlein