Ex-Eintracht-Coach Stepanovic über seine geflügelten Worte
Der Ausspruch ist fast 28 Jahre alt, aber er passt auch gut in die heutige Zeit: „Lebbe geht weider!“ Getätigt hat ihn Dragoslav Stepanovic, damals Trainer von Eintracht Frankfurt, in einer ganz düsteren Stunde des Vereins: Es war der 16. Mai 1992, als die Eintracht nach einer tollen Saison und trotz einer großartig besetzten Mannschaft mit Spielern wie Uli Stein, Uwe Bein, Andreas Möller oder Tony Yeboah beim Absteiger Hansa Rostock 1:2 verlor und so am letzten Spieltag die Meisterschaft verspielte.
„Meine Mutter hat immer gesagt, dass es für jedes Problem eine Lösung gibt. Diese musst du aber so schnell wie möglich finden, denn das ‚Lebbe geht wieder‘ und wartet nicht auf dich“, erzählt der mittlerweile 71 Jahre alte Stepanovic in einem Interview auf der Eintracht-Homepage. „Dem Motto bin ich immer gefolgt, ich habe nie gejammert.“
Er habe der Mannschaft auch in Rostock gesagt: „Egal was kommt, wir werden hinterher nicht weinen und irgendwen beschimpfen.“ Das habe ich auch in der Halbzeit – zu diesem Zeitpunkt stand es noch 0:0 – wiederholt. Leider haben wir das Spiel und den Titel verloren, und deshalb habe ich den Spruch später auf der Pressekonferenz von mir gegeben.“
„Ich weiß nicht, wie Sie heißen, aber …“
Auch in heute, da das öffentliche Leben wegen der Corona-Pandemie weitgehend zum Erliegen gekommen ist, geht sein Leben weiter und die Zeit wird Stepanovic nicht lang: Spazierengehen, Gartenarbeit, ein bisschen Sport. Aber der Fußball fehle ihm schon, gesteht er.
Denn obwohl der Serbe mittlerweile schon lange das Rentenalter erreicht hat, ist er weiter als Markenbotschafter für die Eintracht aktiv. „Ich bin bei jedem Heimspiel im Stadion, gehe in verschiedene Logen und beantworte die Fragen der Gäste. Die meisten fragen mich, warum der Trainer Spieler XY aufgestellt hat und nicht lieber einen anderen einwechselt“, sagt er lachend.
Sein Spruch von Rostock begleitet ihn auch noch immer, sogar außerhalb von Hessen, wie er verriet: „Wenn ich zum Beispiel in München bin, kommen Leute auf mich zu und sagen: ‚Ich weiß nicht, wie Sie heißen, aber Sie haben gesagt: Lebbe geht weider!‘“
Von Stephan Köhnlein
Ganz stark. Weil da jemand, der den Fußball liebte, bezeugt, dass es etwas Größeres gibt als die schöne Gabe Sport.