Klimasymposium des Kreises Groß-Gerau zum „Energiesystem der Zukunft“

Diskutierten zukunftsfähige Energiesysteme: (von links), Erster Kreisbeigeordneter Adil Oyan, Jürgen Schmidt (Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Initiative Hessen), Dirk Klingenberg (Stadtwerke Rüsselsheim), Prof. Dr. Uwe Leprich (Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes), Prof. Dr-Ing. Jutta Hanson (TU Darmstadt) und Prof. Dr.-Ing. Peter Birkner (House of Energy e.V. Kassel). Bild: Kreisverwaltung

Die Erneuerbaren weiter ausbauen

KREIS GROSS-GERAU – UNO-Generalsekretär António Guterres spricht angesichts der fortschreitenden Erderwärmung bereits von einer „Ära des globalen Kochens“. Um ein klimaverträgliches oder zukunftsfähiges Energiesystem zu verwirklichen, sind viele Akteure gefragt: Mutige Politiker*innen, Kommunen, Unternehmen und Stadtwerke. Und das Land steht vor einer großen Herausforderung – technisch und finanziell, vor allem aber gesellschaftlich.

Das ist die zentrale Erkenntnis des Klimasymposiums „Energiesystem der Zukunft“. Der Kreis Groß-Gerau hatte vor wenigen Tagen das Thema im Landratsamt mit mehr als 80 Gästen diskutiert.

Der Erste Kreisbeigeordnete des Kreises Groß-Gerau, Adil Oyan, betonte, dass die Energiewende eine umfassende Transformation des gesamten Energiesystems erforderlich mache. Auch der Kreis Groß-Gerau könne den Weg in Richtung Autarkie beschreiten und sei damit Teil der Klimawende.

Kurze Vorträge von drei Hochschullehrern

Es folgten kurze Vorträge dreier Hochschullehrenden, die vom Moderator Christian Döring vorgestellt wurden: Prof. Uwe Leprich, Experte für wirtschaftspolitische Nachhaltigkeitsstrategien an der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes, skizzierte Herausforderungen und Lösungen auf dem Weg zu einem zukunftsverträglichen Energiesystem. Laut Leprich benötigt ein solches Energiesystem eine breite Akzeptanz, die durch soziale Ausgestaltung gekennzeichnet sein müsse. Die kommende kommunale Wärmeplanung sei dabei ein wichtiger Baustein, könne sie doch die Hauseigentümer*innen und Mieter*innen entlasten. Und: Atomenergie spielt in Zukunft – wenn überhaupt – für den Experten nur eine sehr kleine Rolle. Es werde sich weiterhin alles um Energieeffizienz und den Ausbau der Erneuerbaren Energien drehen.

Die beiden Elektrotechnik-Fachleuten Prof. Jutta Hanson von der Technische Universität und Prof. Peter Birkner vom House of Energy e. V. Kassel zeigten auf, welche technischen Lösungen möglich sind: Die Energieerzeugung werde künftig noch dezentraler sein – das sei gut, stelle aber zunehmend Anforderungen an die Netze. Es gehe um Netzausbau und Speichertechnologien. Gleichzeitig werde Sektorenkopplung immer wichtiger, also beispielsweise die Umwandlung von Strom in Wärme durch Wärmepumpen oder die stromgestützte Erzeugung von Wasserstoff.

Eine Besonderheit Hessens: das Bundesland sei und bleibe ein Energie-Importland

Damit Deutschland seine Ziele erreichen könne, seien zudem Kohlendioxidsenken nötig – also z. B. Produkte, die das schädliche Klimagas speicherten. Eine Besonderheit Hessens sei, dass das Bundesland ein Energie-Importland sei und bleibe, was beispielsweise mit dem raschen Ausbau von Rechenzentren (Nähe an De-Cix), der Fraport oder dem Transitverkehr zusammenhänge. Die Menge an Erneuerbaren Energien schwanke in Hessen aktuell um die 30 Prozent, müsse sich aber bis 2045 verdreifachen. Die drei Fachleute waren sich einig: Die Erneuerbaren Energien müssen weiter ausgebaut werden und die Kommunikation zwischen Bürger*innen, Unternehmen, Politik und Verwaltung besser ausgestaltet werden.

Anschließend stellten sich die drei Hochschullehrenden der Diskussion, gemeinsam mit Adil Oyan, Dirk Klingenberg von den Stadtwerken Rüsselsheim und Jürgen Schmidt von der Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Initiative Hessen e. V. In seinem Eingangsstatement erläuterte Dirk Klingenberg die Rolle der Stadtwerke und mahnte die Politik – auch die kommunale – zu mutigen Entscheidungen, wie Netzausbau, Nutzung von Abwärmepotenzialen, Sanierungsmaßnahmen und Energieeffizienz. Jürgen Schmidt legte dar, weshalb seiner Ansicht nach Wasserstoff unverzichtbarer Teil der Energiewende sei. Es schloss sich eine rege Diskussion an. Christian Dörings Fazit am Ende der Veranstaltungen: Alle könnten einen Beitrag leisten, damit die Klimawende gelinge.

(PS)

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