Junge Bühne Büttelborn wird ausgezeichnet

Erinnerungsfoto nach der Preisverleihung: das Ensemble der Jungen Bühne Büttelborn im Theatersaal der BüchnerBühne. In der Mitte, vor dem Roll-up, Landrat Thomas Will und neben ihm die Jurymitglieder Prof. Wolfgang Schneider, Gaby Fladung und Claudia Weller. Foto: Kreisverwaltung

„Hier spielt eine Familie“

KREIS GROSS-GERAU – Unterhaltsam, informativ, zum Nachdenken und zum Gespräch anregend – eine Kulturveranstaltung im besten Sinne war die Verleihung des Kulturförderpreises des Kreises Groß-Gerau in den Räumen der BüchnerBühne Riedstadt, die sich als perfekte Gastgeberin erwies. Der mit 5000 Euro dotierte Preis für das Jahr 2022 ging an die Junge Bühne Büttelborn, die Theatergruppe der dortigen evangelischen Kirchengemeinde. Das Laienensemble junger Menschen ab 19 Jahren probt und spielt seit rund 15 Jahren im Gemeindehaus unter der Regie von Gemeindepädagogin Isabell Duhmer. 20 Produktionen entstanden in dieser Zeit.

Rund 50 Gäste kamen zur Preisverleihung am 26. Februar nach Leeheim. Sie wurden auf humorvolle Art aufs Thema Theater eingestimmt: Melanie und Christian Suhr sowie Oliver Kai Müller von der BüchnerBühne sorgten mit ihren auch später locker ins Programm eingestreuten Darbietungen oberflächlich kulturbeflissener Figuren, deren Schwächen sie gnadenlos entlarvten, für viele Lacher. Entsprechend gelöst ging es weiter mit den Reden.

Landrat Thomas Will, der im Anschluss auch Urkunde und Preisgeld an Isabell Duhmer und Ensemblemitglied Mike Henneböhl überreichte, gratulierte der Theatergruppe, die „Unterhaltsames, aber auch viel Gesellschaftskritik auf die Bühne holt“ – wie zuletzt etwa das Stück „72 Stunden. Eine Anklage“ von Barbara Plagg, in dem es ums Thema Femizid geht. Thomas Will unterstrich, dass die Preisträger*innen in Büttelborn „stark getragen sind in ihrer Kommune und in der evangelischen Kirchengemeinde“ – was sich auch auf der Gästeliste bemerkbar machte. Und er betonte die Bedeutung von kultureller Bildung und Teilhabe. Kultur steht für Vielfalt und Begegnung, so der Landrat: „Die geistige und kulturelle Entfaltung muss den gleichen Stellenwert haben wie die ökonomische und technische Entwicklung der Gesellschaft.“

In seiner Laudatio sprach Jurymitglied Prof. Wolfgang Schneider über die Eindrücke, die er bei einem Ortstermin bei der Jungen Bühne gewonnen hatte – und über die Entwicklung des Ensembles der evangelischen Kirchengemeinde, das 2008 vom „Theater hinner de Kerch“ zur Jungen Bühne Büttelborn wurde. Plastisch beschrieb Wolfgang Schneider die Begeisterung und das Engagement, das die Ensemblemitglieder an den Tag legen. Akribisch wird jedes Stück gemeinsam erarbeitet. „Im Gemeindehaus wird nicht nur der Heilige Geist verehrt, sondern hier ist auch der Geist des Theaters zu Hause“, sagte der Laudator. Prof. Schneider ließ daher die Rolle der Kirchen als wichtigen Partner in der Kulturlandschaft ebensowenig unerwähnt wie die Unterstützung durch die Kulturverwaltung.

Die Jury des Kreises habe einstimmig für die Junge Bühne mit ihrer vorbildlichen Nachwuchsförderung votiert. „Die Laien mit Herz zeigen ihre Liebe zum Schauspiel, können ergreifend sein, beklemmend wirken und Emotionen wecken. Es geht ihnen aber auch um die Sensibilisierung für gesellschaftliche Phänomene“, lobte Prof. Wolfgang Schneider die unterhaltsame wie bedeutsame Arbeit.

Die Geehrten waren überwältigt von der geballten Wertschätzung, die sie an diesem Sonntagvormittag erfuhren. Isabell Duhmer dankte allen, die an der Unterstützung des Ensembles, an der Auswahl für den Preis und an der Gestaltung der Ehrungsfeier Anteil hatten, bis hin zum Catering-Team. Mike Henneböhl nannte die Leidenschaft fürs Theater „bei vielen von uns seit Kindertagen“ als eine wesentliche Motivation: „Jahr für Jahr können wir die Freude am Theater unter die Zuschauer bringen“. Seine Rede gipfelte in der Aussage: „Hier spielt nicht einfach eine Theatergruppe, hier spielt eine Familie“ – und zwar eine sehr erfolgreiche.

(PS)

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