40 Jahre Geschichte im Georg-August-Zinn-Haus
GRIESHEIM – Die Stadtbücherei Griesheim feiert in diesem Jahr 40-jähriges Bestehen im Georg-August-Zinn-Haus. Im Rahmen dieses Jubiläums möchte die Stadt Griesheim nachfolgend auf die Geschichte der Stadtbücherei aufmerksam machen.
Am 23. März 1983 zogen rund 2700 Bücher der vormaligen Gewerkschaftsbücherei aus dem Anbau des Rathauses (heutiges Trauzimmer) in das gerade neu eingeweihte Bürgerzentrum am Georg-Schüler-Platz um und die Stadtbücherei, wie sie heute den Griesheimer*innen bekannt ist, ist entstanden.
Doch bereits viel früher entstand die Idee, durch Ausleihe von Büchern allen Bürger*innen einen Zugang zu Informationen und geistigem Gut zu ermöglichen. Bereits 1888 gründete der Bürgerverein, aus dem der heutige Gewerbeverein hervorging, eine erste Bücherei mit mehreren hundert Bänden. Mitinitiator war der Herausgeber des „Griesheimer Anzeigers“ Valentin Bassenauer. Jedoch wurde dieses Engagement mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges wieder beendet. Aus den Reihen des Ortskartells der Griesheimer Gewerkschaften fanden sich zu Anfang des 20. Jahrhunderts engagierte Genossen, die sich insbesondere die Verbreitung von Bildung in einem ökonomisch benachteiligten Bevölkerungsspektrum zum Ziel gesetzt hatten. Deren Gewerkschaftsbücherei musste im Zuge der politischen „Gleichschaltung“ durch die Nationalsozialisten 1933 ihren Betrieb einstellen.
Ein Neuanfang war nach dem Zweiten Weltkrieg 1948 möglich, da viele Schriftwerke während der nationalsozialistischen Diktatur verbotenerweise von den Gewerkschaftsmitgliedern versteckt wurden und dann dem Bestandsaufbau dienen konnten. Untergebracht war die Einrichtung in der „Alten Schule“, wo heute die Straßenbahnen am Platz Bar-le-Duc in die Wendeschleife einfahren. Von den zur Schule gehörenden Gebäuden ist noch das Kochschulhaus erhalten. Geleitet wurde die Bücherei von Rektor Johannes Kempe und 1954 wurden 5570 Ausleihen vermerkt. Seit 1953 erhielt die Bibliothek jährliche Zuschüsse seitens der Stadt und wuchs bis auf einen Bestand von mehr als 7600 Titeln sämtlicher Genres, hierunter auch Kinder- und Jugendbücher. 1961 wurde der Standort in den sogenannten „Rentnerraum“ (heutiges Standesamt und kleine Sitzungsräume) neben dem Rathaus verlegt. Der Betrieb wurde vornehmlich durch ehrenamtliches Engagement, namentlich Karl Mönch und Georg König, sowie weiterer Helfer (Paul Heß, Hans Feick, Ludwig Fickel, Heinrich Kleinböhl und Rudolf Schmitt), aufrechterhalten.
Ära der Stadtbücherei begann mit dem Bau des Bürgerhauses
Mit dem Bau eines modernen Bürgerhauses im Zentrum der Stadt begann die Ära der Stadtbücherei am heutigen Standort. Erstmals übernahm mit Etta Buschulte (1983) eine Frau die Leitung der Einrichtung und fortan blieb die Bücherei in weiblicher Hand. Zusätzlich zum Bestand aus der Gewerkschaftsbücherei wurde die Schulbücherei der Friedrich-Ebert-Schule in die Stadtbücherei integriert und die gute nachbarschaftliche Zusammenarbeit zwischen Schule und Bücherei durch Rektor Fritz Zelta begründet. So ist zum Beispiel der damals ins Leben gerufene Vorlesewettbewerb der vierten Klassen aller Griesheimer Grundschulen noch heute ein fester Bestandteil dieser Zusammenarbeit.
Mit Ingrid Dederer, die seit den Anfangstagen Mitarbeiterin war und ab 1992 die Leitungsfunktion übernahm, wurde ein weiteres wegweisendes Kapitel der Büchereihistorie geschrieben. Ab dem Jahr 2004 wurde der Gesamtbestand digital katalogisiert, was bei einer Medienzahl von über 30.000 Einheiten eine große Aufgabe für die beiden Mitarbeiterinnen Hilde Schäffer und Irmtraut von der Au war. Karteikarten und Papierleseausweise wurden durch elektronische Mediendatenbank und digital erfassbare Lesekarten ersetzt. In ihre Wirkungszeit fielen auch viele Lesungen, Buchflohmärkte, Bastel- und Vorleseaktionen. „Gerade die vielen Gespräche mit den Büchereibesucher*innen, die durchaus auch mal ihre Sorgen zum Ausdruck brachten, sind mir in guter Erinnerung geblieben“, sagt Dederer und betont dabei die wichtige Funktion der Stadtbücherei als Ort der Begegnung und Kommunikation.
2009 übernahm Dagmar Schecker die Büchereileitung und die Medienvielfalt wurde in dieser Zeit durch DVDs und Computerspiele erweitert: „Uns ist wichtig, dass unser Angebot sich an den Wünschen unserer Besucher orientiert. Der Buchbestand wird immer hinterfragt und Bücher, die sich als ‚Ladenhüter‘ erweisen, machen Platz für aktuelle Titel“, bekundet Schecker. Auch die Dialogmöglichkeiten mit den Leser*innen hätten sich im Laufe der Zeit gewandelt: „Wurde früher vieles ausschließlich telefonisch und vor Ort geregelt, wird heutzutage auch per E-Mail und über den seit 2020 neuen Online-Katalog kommuniziert. Die Corona-Pandemie hat auch in der Stadtbücherei den digitalen Wandel vorangetrieben.“
Digitaler Fortschritt hat sich intensiviert
Durch den digitalen Fortschritt finden regelmäßig virtuelle Netzwerktreffen der hessischen Bibliotheken statt und der kollegiale Austausch, insbesondere der südhessischen Büchereien, hat sich dadurch intensiviert. Ein weiterer Meilenstein der Digitalisierung stellt im Jahr 2022 der Beitritt der Stadtbücherei zum Onleiheverbund Hessen dar, wodurch der Leserschaft mehr als 200.000 digitale Medien kostenfrei zur Verfügung stehen.
„Schwerpunkt unserer Arbeit ist und bleibt aber weiterhin, der Griesheimer Bevölkerung einen breiten Zugang zu Literatur und Informationen zu bieten. Hierbei liegt uns die Zusammenarbeit mit den KiTas und Schulen sehr am Herzen. Leseförderung muss schon vor der Lesefähigkeit einsetzen. Mit unseren Bilderbuchkinos wecken wir bei Kindern das Interesse an Geschichten und ermuntern sie, sich über das Gesehene zu äußern. Es ist immer wieder schön zu sehen, dass trotz aller medialer Überfrachtung Bücher und gemeinsames Lesen bei Kindern sehr gut ankommen“, so Schecker abschließend.
KONTAKT
Stadtbücherei Griesheim
Georg-August-Zinn-Haus
Georg-Schüler-Platz 6-8
Telefon: 0 61 55 / 83 05 72
E-Mail: stadtbuecherei@griesheim.de
Ps