Glasner: Wer viel investiert, bekommt viel zurück

Oliver Glasner am Spielfeldrand gegen den FC Bayern München. Foto: Jan Huebner

Der Eintracht-Coach spricht über Einstellung und prägende Erlebnisse

Was Eintracht Frankurts Cheftrainer Oliver Glasner mit Gegenpressing und Leidenschaft verbindet und was ihn für seinen Beruf geprägt hat, verriet er in einem Interview auf der Vereins-Homepage. Die wichtigsten Aussagen in Stichpunkten:

Saisonziele

Wir sollten relativ viele Spiele gewonnen haben. Und das nicht nur in der Bundesliga, sondern im besten Fall auch in der Europa League. Im DFB-Pokal sind wir leider schon ausgeschieden. Auf der einen Seite geht es natürlich um die Tabellenplatzierung. Aber für mich ist immer ganz wichtig, wie wir auftreten, welchen Fußball wir spielen und ob man sieht, dass sich einzelne Spieler und wir als Mannschaft in eine positive Richtung entwickeln. Wenn wir das sehen, gepaart mit möglichst vielen Punkten, sitze ich sehr entspannt hier und blicke auf eine sehr gute Saison zurück.

Das Geheimnis seiner Arbeit

Ich erzähle den Spielern oft, dass es wichtig ist, seinen Beruf mit großer Leidenschaft, Begeisterung und Freude anzugehen. Fußball ist für mich mein Beruf, mit dem ich mein Geld verdiene. Aber eigentlich ist es meine große Leidenschaft. Ich denke, das spürt man und merkt man mir an. Das ist die Grundvoraussetzung. Zweitens meine feste Überzeugung, dass du viel zurückbekommst, wenn du für eine Sache viel investierst. Das ist nicht nur im Beruf so, sondern auch in der Familie und im Freundeskreis. Wenn du deine Freundschaften pflegst, bekommst du etwas zurück. Lässt du sie liegen, löst sich das über die Jahre auf. Ähnlich ist es im Beruf. Wenn du bereit bist, viel an Leidenschaft, Zeit und Demut zu investieren, bekommst du viel zurück. Ich denke, diese Einstellung zieht sich bei mir als roter Faden durch.

Das Schlüsselerlebnis für den Trainer-Beruf

Ich habe Wirtschaftswissenschaften studiert, während ich gespielt habe. Ich wollte nicht sieben Jahre studiert haben, um dann Trainer zu werden. Ich bin eher zufällig in den Trainerkurs gerutscht. Meine Frau hat damals gesagt, dass ich den Kurs machen solle, weil ich in der langen Winterpause in Österreich nichts zu tun hatte. Sie sagt bis heute, dass es der größte Fehler war, den sie je begangen hat. Seitdem bin ich an den Wochenenden nämlich nicht mehr zu Hause. Ich habe danach nebenbei begonnen, die U10 bei uns im Dorf zu trainieren, weil mein ältester Sohn dort gespielt hat. Dort habe ich gemerkt, dass das, was ich den Spielern sage, ankommt. Das war zwar kein Leistungsfußball. Aber aus zehn bis zwölf Kindern sind irgendwann 25 geworden. Da habe ich gemerkt, dass die Kinder gerne kommen. Der Rest war ein schleichender Prozess. Ich bin froh, dass ich diesen Weg eingeschlagen habe.

Prägende Mannschaften und Trainer

Am Ende meiner aktiven Spielerkarriere, als ich schon 37 Jahre alt war, war Jürgen Klopp mit Borussia Dortmund sehr erfolgreich. Das waren die Jahre 2010 bis 2012. In diesem Zeitraum habe ich auch meinen Trainerkurs absolviert. Damals habe ich mich immer mehr mit dem Thema beschäftigt und es gab den neuen Ansatz mit dem Spruch „Gegenpressing ist der beste Zehner“, den Jürgen Klopp bis heute predigt. Meine Zeit bei Salzburg mit Ralf Rangnick und Roger Schmidt, als ich Assistenztrainer war, hat mich ebenso geprägt. Ich habe gesehen, dass man mit einem aggressiven und aktiven Spielstil sehr erfolgreich sein kann und auch die Spieler verbessern kann. Das war sicherlich die prägendste Zeit in meiner Karriere.

Von Stephan Köhnlein

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