Talk und Ausstellung im Kreishaus zu Diskriminierung im Fußball
Groß-Gerau – Mit einer Podiumsdiskussion und der Ausstellung „Strafraum Sachsen 2.0“ sind im Landratsamt Groß-Gerau die Internationalen Wochen gegen Rassismus eröffnet worden. Auf Einladung des Netzwerks gegen Rechts- extremismus und Rassismus in Kooperation mit dem SV Darmstadt 98 diskutierten, moderiert von Söhnke Vosgerau von „Lernort Stadion“ FußballAktive, Funktionäre sowie Fanbeauftragte unter dem Titel „Gemeinsam stark!“ Strategien und Wege, um sich gegen Rassismus und Diskriminierung im Fußball zu engagieren
Als „Fußballfan und Landrat“ hieß Thomas Will die Gäste, darunter der frühere Nationalspieler und heutige DFBIntegrationsbeauftragte „Cacau“, der Darmstädter Profi Sebastian Hertner und die Mainzer Bundesligaspielerin Franziska Frase, in Groß-Gerau willkommen. Er zeigte sich erfreut, dass auf dem Podium neben „Cacau“ auch Vertreter der Lilien und Eintracht Frankfurt saßen, „vereint im Kampf gegen Rassismus“.
Stephan Schneider, Projektleiter der „Initiative für mehr gesellschaftliche Verantwortung im Breitensport Fußball“ (IVF), stellte die Ausstellung „Strafraum Sachsen 2.0“ vor, die seit 2016 in mehreren Städten zu sehen war.
Im Anschluss diskutierten „Cacau“, Sebastian Hertner
(Profispieler SV Darmstadt 98), Markus Pfitzner (Vizepräsident SV Darmstadt 98), Anton Schumacher (Pädagogischer Leiter/ Internatsleiter Eintracht Frankfurt), Nicolai Würtz (Fanprojekt Darmstadt), Robert Neubauer (Fachwart Fußball Sportkreis Groß-Gerau) und Franziska Frase (Fußballerin TSV Schott Mainz) ihre Erfahrungen und Einschätzungen zum Thema Diskriminierung und Rassismus im Fußball. Markus Pfitzner unterstrich das soziale Engagement des Vereins Darmstadt 98.
Der ehemalige Nationalspieler „Cacau“, der nach eigenem Bekunden als Spieler selbst wenig rassistische Anfeindungen erleben musste, betonte, dass es wichtig sei, schon Kinder für das Thema zu sensibilisieren. Franziska Frase erläuterte, dass sie bei ihrem Sport der explizite Hinweis auf „Frauenfußball“ bereits als diskriminierend empfinde. „Wenn der FC Bayern spielt, spricht doch auch niemand vom Männerfußball.“
Dass Darmstadt ein besonderes Publikum habe, betonte auch Nicolai Würtz vom Fanprojekt Darmstadt. Der Anteil der Frauen bei den Dauerkartenbesitzern etwa liege bei rund einem Drittel.
Kreisfußballwart Robert Neubauer steuerte in der Diskussion Zahlen aus dem Kreis Groß-Gerau bei: Danach sei in der Saison 2017/18 sieben Mal rassistisches Verhalten vom Sportgericht geahndet worden – bei weit über 1000 Fußballspielen im Kinder- und Erwachsenenbereich. „Sieben Vorfälle sind sieben zu viel“, sagte Neubauer.
„Der Talk konnte aus unterschiedlichen Perspektiven aufzeigen, welchen Herausforderungen Vereine zur Bekämpfung von Rassismus und weiteren Diskriminierungsformen gegenüberstehen“, sagte Nilüfer Kus, Fach- und Koordinierungsstelle des Netzwerks des Kreises Groß-Gerau.
Die Ausstellung „Strafraum Sachsen 2.0“ ist bis zum 12. April 2019 zu den allgemeinen Öffnungszeiten (Mo., Di., Do., Fr.: 8 – 12 Uhr, Mi.: 14 – 18 Uhr) im Foyer des Landratsamts zu sehen. Termine für Schulklassen gibt es unter netzwerk-demokratie@kreisgg.de
ggr
Foto: Kreisverwaltung