Festival „Volk im Schloss“ begeistert mit wildem Musik-Mix
KREIS GROSS-GERAU – Metal-Dinos für die Kids, Hessen-Dinos für das reifere Publikum und bei herrlichem Sommerwetter Spaß für alle: Das Festival „Volk im Schloss“ hat am vergangenen Wochenende mit einem wilden Musik-Mix viel Volk ins Schloss Dornberg nach Groß-Gerau gelockt. Die Menschen ließen sich bei der neunten Auflage des Kultur-Spektakels an den drei Tagen gerne verzaubern – von der wundervoll entspannten Atmosphäre, der Musik, den vielen Mitmach-Angeboten. Wer mit dem Wetter-Gott im Bunde ist, braucht beim Open-Air wenig zu fürchten. Zum Ausklang am Sonntag regnete es Konfetti.
Die Riesen-Sause mit Heavysaurus am Samstagnachmittag war der Knaller: Bereits zum Start des zweiten Festivaltages war das Areal voller Menschen, die meisten noch keine zwölf Jahre alt. Kinder hatten ihre Eltern im Schlepptau, um bei einem Heavy Metal-Konzert nach Herzenslust zu rocken. Gestandene Musiker in lustigen Dino-Kostümen zeigten, dass Coversongs von Foo Fighters bis Metallica durchaus auch Kinder begeistern können. Warum auch nicht: Den „Teufelsgruß“ jedenfalls hatten die Kleinen schon gut drauf.
Später am Abend ließ die Berliner Band „Il Civetto“ unter den treibenden Klängen des Saxophons mit ihrem rhythmischen Pop die Besucher*innen „von einer anderen Welt träumen“, dann stellten „Die Crackers“ alle „Knöpfe auf Zehn“ und rockten den Platz vor der Open-Air-Bühne. Die Hessen-Dinos, bereits 1979 gegründet, heizten mit hessischen Texten und erdigem Rock den geschätzt rund 3000 Fans tüchtig ein. Mit „Rasga Rasga“, spannender, energiegeladener Weltmusik, präsentiert von musikalischen Grenzgänger*innen, klang der Tag aus. Kinderschminken, Kabarett (Johannes Floehr, Stagedivas, Christian Döring), Kindertheater Regenbogen, Ballonkunst, Olis Märchenzelt – Kultur für alle, diesem Anspruch wurde das Festival bereits am Samstag gerecht.
Volk im Schloss startete Freitags etwas anders
Begonnen hatte das Festival am Freitag mit einer für „Volk im Schloss“ neuen Aktion: Landrat Thomas Will startete das Festival offiziell mit einem Bieranstich, das Duo „Bees denäwe“ aus dem Ried steuerte die passenden Klänge bei. Auch die Moderation war neu – Bartuschka bewältigte den Job bravourös. „Urban Folk Junies“, „Absinto Orkestra“ und schließlich als Highlight die schwedische Indie-Pop-Band „Friska Viljor“ ließen am Freitag keine Müdigkeit aufkommen. „Friska Viljor“ zelebrierten grundsympathischen Pop-Rock. Der Band gelang es mühelos, mit ihren sehr hörbaren Songs, viele von ihnen haben Ohrwurmcharakter, gute Stimmung zu verbreiten. Eineinhalb Stunden später ließ die Frankfurter Band „Gastone“ mit dem Sänger Giuseppe Porrello den wunderbaren Tag ausklingen – mit etwas Melancholie, so wie es sich für einen lauen Sommerabend gehört.
„Hessen-Dinos“ standen nach dem Kinderlieder-Mitmachkonzert von Wolfgang Hering und Pascal Meyer-Ponstein am Sonntag wieder auf der Bühne im Musik-Zelt. Als solche kann man die Musiker von „Handkäs mit Orange“ durchaus bezeichnen. Ried-Blues vom Feinsten, natürlich in hessischer Sprache. Das Zelt rappelvoll, auch der letzte Festivaltag zog viele Musikhungrige an. Das KESS-Trio, später die inklusive Theatergruppe „Regenbogen“ und schließlich die Band der BüchnerBühne mit einem witzigen Mix aus Balladen und fetzigem Rhythm and Blues sorgten am späten Nachmittag für einen gelungenen Abschluss.
Ohnehin schrieb das Festival in der neunten Auflage Rekorde: Noch nie seien bei einem Konzert im Schloss 3000 Fans gezählt worden, berichtet Jochen Melchior, der mit seinem Team vom Kulturbüro das Festival organisiert hat. Kreis und Stadt Groß-Gerau als Veranstalter haben das Spektakel mit einem Etat von rund 70.000 Euro als „Fest für die ganze Familie“ inszeniert. Das Festival fand im Rahmen des Kultursommers Südhessen statt und wurde vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst gefördert und von der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen zusammen mit weiteren Sponsoren unterstützt. Insgesamt hatten rund 8000 Menschen das Festival bei freiem Eintritt an den drei Tagen besucht – und mit freiwilligen Becherspenden (zwei Euro Pfand mussten pro Becher bezahlt werden) zugleich auch die Hospizstiftung unterstützt. Nicht der einzige soziale Aspekt: Bei „Volk im Schloss“ gab es an einem Stand nicht nur Infos zu Corona; wer wollte, konnte vom Festival auch geimpft nach Hause gehen.
„Volk im Schloss ist […] zu einem kulturellen Aushängeschild […] geworden“
Landrat Thomas Will und Erster Kreisbeigeordneter Walter Astheimer waren denn auch voll des Lobes für die Veranstaltung, bei der sie selbst für einige Stunden an der Talerkasse mitgewirkt hatten. „Volk im Schloss ist im neunten Jahr des Bestehens zu einem kulturellen Aushängeschild des Kreises Groß-Gerau geworden“, betonte Landrat Will. „So viel tolle Musik, so viele gut gelaunte und feiernde Menschen, so ein friedliches Festival: nach der coronabedingten Pause ist „Volk im Schloss“ zurück, und wie!“, so Astheimer und Will. Ihr Dank galt insbesondere Jochen Melchior und dem Team des Kulturbüros, die wieder viel Arbeit in die Vorbereitung investiert und an den Festivaltagen mit unermüdlichem Einsatz dafür gesorgt hatten, dass alles klappte. Selbstverständlich ging ihr Dank auch an die zahlreichen Sponsoren: „Dass wir ein Programm auf so hohem Niveau anbieten können, wäre ohne deren Unterstützung nicht möglich!“
92 Künstler*innen und etwa 70 Helfer*innen in den klassisch blauen T-Shirts machten neben den vielen Betreiber*innen der Imbiss-, Getränke- und Kuchenstände das Festival perfekt. „So ein tolles Team“, sagte Elke Landau, die im Produktionsbüro die Fäden zusammenhielt. Aufbau in der Gluthitze, jede Menge Stress und Hektik auch während des Festivals – natürlich sei es anstrengend, so ein Festival zu stemmen. „Doch wenn ich die positiven Reaktionen der Gäste höre, sind die Mühen schnell vergessen.“ Das Publikum spüre, mit wie viel Liebe das Festival gemacht werde, so Landau. Das Lob einer Besucherin hat denn auch Jochen Melchior ganz besonders gefreut: „Danke, dass ihr die Leute so glücklich macht.“
Wer noch einmal „Schloss-Emotionen 2022“ erleben möchte, findet auf www.facebook.com/volkimschloss erste Bildergalerien. Dort gibt es in den kommenden Tagen auch einen Film mit Eindrücken der Konzerte und der besonderen Atmosphäre im Schloss. Wer das sieht, kann sich dabei schon aufs nächste Jahr freuen: Denn für die Veranstalter ist „nach dem Festival“ schließlich immer „vor dem Festival“ – und auch 2023 soll es wieder ein tolles Programm geben.
(PS)