Eintracht-Keeper Kevin Trapp setzt ein Ausrufezeichen beim ersten Saisonsieg
Ausgerechnet bei Tabellenführer und Rekordmeister Bayern München ist Eintracht Frankfurt der erste Sieg in der laufenden Bundesliga-Saison gelungen. Und ausgerechnet Torhüter Kevin Trapp, der zuvor nicht für den Kader der deutschen Nationalmannschaft nominiert worden war, war unter den Augen des Bundestrainers Hansi Flick der überragende Mann auf dem Platz.
Dabei gingen die Bayern erwartungsgemäß in Führung. „Wenn man in München 0:1 hinten liegt, ist es natürlich erstmal schwer“, sagt der 31 Jahre alte Schlussmann. „Wir haben aber mit dem Anstoß gleich einen Angriff gehabt, dann gab es Eckball, woraufhin das 1:1 gefallen ist. Von da an habe ich gemerkt, dass wir anfangen an uns zu glauben und nicht nur verteidigen.“
Zahlreiche Paraden und eine Glanztat
Bis dahin habe seine Mannschaft wirklich tief verteidigt, sei kaum in Ballbesitz gekommen und habe nur selten durchatmen können. „Doch auf einmal hatten wir zwei Riesenchancen. In der Halbzeitpause haben wir uns gesagt: Wenn wir weiter so aktiv und mutig bleiben und dieses Selbstvertrauen haben, können wir mindestens einen Punkt mitnehmen.“
Dass die Bayern nicht noch einmal trafen, lag vor allem an den zahlreichen Paraden Trapps – insbesondere seiner Glanztat in der 56. Minute, als er einen Kopfball von Weltfußballer Robert Lewandowski aus fünf Metern Entfernung geistesgegenwärtig mit dem rechten Fuß in der Luft stehend noch vor der Linie kratzte. Auf die Frage, wie man solche Bälle halte, erklärte der Keeper: „Einfach ohne nachzudenken… Solche Dinge kann man nicht erklären.“
Eine Befreiung und eine Enttäuschung
Der erste Saisonsieg in der Europa League wenige Tage zuvor mit dem 1:0 in Antwerpen sei eine kleine Befreiung gewesen. „Wir haben schon zuvor oft gut gespielt und viele Möglichkeiten gehabt, Tore zu erzielen, die wir ausgelassen haben.“ In München habe man dann relativ wenig zu verlieren gehabt, weil ohnehin keiner an einen glaube. „Aber unser Trainer hat es zuvor richtig gesagt: Wir werden nicht hierherfahren, um Kaffee zu trinken, sondern um zu gewinnen. Die entsprechende Mentalität steckt in der Mannschaft. Natürlich benötigen dafür alle einen sehr guten Tag – und einen solchen hatten wir.“
Über seine Nicht-Berücksichtigung für die Nationalmannschaft sei er natürlich enttäuscht, räumte Trapp ein. „Aber das Einzige, was ich beeinflussen kann, ist meine Leistung und zu zeigen, dass der Trainer nicht mehr um mich herumkommt.“ Ein besseres Bewerbungsschreiben hätte Trapp vor Flick auf der Tribüne nicht abgeben können – auch wenn es für die Spiele in der kommenden Woche wohl zu spät ist: „Ich glaube nicht, dass er deswegen noch anruft und sagt, jetzt darfst du doch kommen“, sagte Trapp.
Von Stephan Köhnlein