Ein Jahr russischer Angriffskrieg gegen die Ukraine

Symbolbild: Pixabay

Auswirkungen und Folgen für Darmstadt und die Partnerstadt Uzhhorod

DARMSTADT – Vor einem Jahr, am 24. Februar 2022, griff Russland die Ukraine an. Seitdem führen Wladimir Putin und seine Unterstützer einen brutalen Angriffskrieg gegen das Land und bringen unermessliches Leid über die Bevölkerung. Rund ein Drittel der Ukrainerinnen und Ukrainer wurde zur Flucht gezwungen, ein Exodus, den Europa seit Ende des Zweiten Weltkriegs nicht mehr erlebt hat. Am heutigen Donnerstag, 23. Februar, berichteten Oberbürgermeister Jochen Partsch und Bürgermeisterin Barbara Akdeniz über die Auswirkungen und Folgen des Konflikts für Darmstadt und seine ukrainische Partnerstadt Uzhhorod innerhalb des vergangenen Jahres.

„Der Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine vor einem Jahr war und ist eine Zäsur in der europäischen Nachkriegsgeschichte. Mitten in Europa fallen wieder Bomben, töten wieder Raketen, sterben tausende Menschen in einem sinnlosen und völkerrechtswidrigen Krieg. Die Wissenschaftsstadt Darmstadt hat sofort nach Kriegsbeginn Maßnahmen eingeleitet, um unsere Freundinnen und Freunde in Uzhhorod und Schutzsuchenden aus der Ukraine, ebenso wie aus anderen Regionen der Welt, bestmöglich zu unterstützen“, erklärt dazu Oberbürgermeister Jochen Partsch. „Unser Ziel war es dabei stets, unsere Unterstützungsmaßnahmen zielgerichtet und effizient zu gestalten. Insbesondere zu Beginn des Kriegs stellte uns dies vor große Herausforderungen, niemand war auf eine solche Situation vorbereitet. Dennoch war es uns gerade dank der guten Beziehungen, die uns mit Uzhhorod verbinden, möglich, diese Herausforderungen zu bewältigen.“

Bürgermeisterin und Sozialdezernentin Barbara Akdeniz ergänzt: „Wir alle sind auch ein Jahr nach Kriegsbeginn immer noch geschockt über die Brutalität mit der Russland die Menschen in der Ukraine mit Terror und Tod überzieht. Einen solchen Krieg hätte niemand im Jahr 2022 noch für möglich gehalten und doch war und ist er schreckliche Realität. Geholfen hat uns bei der Bewältigung der Herausforderungen eine dezernats- und ämterübergreifende Zusammenarbeit sowie die eindeutige Haltung des Magistrats und der Stadtverordneten der Wissenschaftsstadt Darmstadt. Bei der Unterbringung und Versorgung der zahlreichen Geflüchteten konnten wir zudem auf unsere Erfahrungen aus der Hochphase der Fluchtzuwanderung in den Jahren 2015/2016 zurückgreifen.“

Wie Partsch und Akdeniz weiter erklären wird Darmstadt auch ein Jahr nach Kriegsbeginn nicht nachlassen, sich für die ukrainische Bevölkerung hier in Darmstadt und in der Partnerstadt Uzhhorod mit aller Kraft einzusetzen: „Um dies zu bestärken, wird heute in der Stadtverordnetenversammlung eine aufgezeichnete Videobotschaft von Bohdan Andriyiv, Bürgermeister der Stadt Uzhhorod, gezeigt. Auf diese Weise bekunden wir weiterhin unsere vollste und ungebrochene Solidarität mit der Ukraine und sichern auch künftig die Unterstützung durch die Wissenschaftsstadt Darmstadt zu“, so Partsch. Als Zeichen der tiefen Verbundenheit und Gemeinschaft mit der Partnerstadt wird der OB außerdem vom 26. bis 28. Februar nach Uzhhorod reisen, um dort Bürgermeister Andriyiv zu treffen. Dort wird er unter anderem das Zentrum ‚Eulennest‘, eine Anlaufstelle für Binnengeflüchtete, sowie die Uzhhoroder Kinderklinik besuchen und ein Endoskopiegerät samt Zubehör an die Kinderklinik übergeben, welches für die Behandlung, insbesondere binnengeflüchteter Kinder, dringend benötigt wird. Ebenso wird der OB weitere Generatoren überbringen, auf die die Stadt nach wie vor zur Stabilisierung der Netze im Zuge regelmäßiger Stromabschaltungen angewiesen ist. Besonderer Dank gebührt hier dem Klinikum Darmstadt und Entega, welche die gesamte Lieferung als Spende zur Verfügung stellen.

Seit Ausbruch des Krieges hat die Wissenschaftsstadt Darmstadt die Ukrainerinnen und Ukrainer auf vielfältige Weise unterstützt. So erfolgten nach der Einrichtung eines Krisenstabs durch Oberbürgermeister Jochen Partsch neben organisierten Solidaritätskundgebungen, eine erste Demonstration fand nach einem Aufruf von OB Partsch und Stadtverordnetenvorsteher Yücel Akdeniz schon am Tag des Kriegsausbruchs am 24. Februar statt, sowie einem Solidaritätsschreiben an Bürgermeister Andriyiv eine Woche nach Kriegsbeginn erste Hilfslieferungen nach Uzhhorod. Seitdem wurden städtischerseits sieben weitere Transporte im Wert von rund 605.000 Euro auf den Weg gebracht, enthalten waren unter anderem Stromgeneratoren, Hygieneprodukte, 20 Tonnen Lebensmittel, diverse Fahrzeuge sowie medizinisches-technisches Material. Auch ein Spendenkonto wurde eingerichtet, auf das bis heute 248.000 Euro an gesammelten Spendengeldern aus der Darmstädter Bevölkerung eingegangen sind. Im vergangenen Jahr organisierte die Verwaltung darüber hinaus unter anderem Informationstage und Kleiderbörsen. Hinzu kommt die Aufnahme und Unterbringung von hunderten ukrainischen Geflüchteten in der Wissenschaftsstadt Darmstadt. Aus der Darmstädter Zivilgesellschaft, von Firmen, Vereinen und Kirchen gab es eine Vielzahl von Geld- und Sachspenden zur Unterstützung der Menschen in der Ukraine.

„Vor diesem Hintergrund danken wir allen Beteiligten, den politischen Mandatsträgerinnen und -trägern, der Stadtverwaltung, den städtischen Eigenbetrieben und der städtischen Wirtschaft – und sagen zugleich: Diese Leistung konnten wir nur aufgrund des großartigen Engagements der gesamten Stadtgesellschaft vollbringen“, erklären OB Partsch und Bürgermeisterin Akdeniz. „Unser großer Dank richtet sich auch an alle Einzelpersonen und Organisationen, die uns hierbei unterstützt haben, darunter Großunternehmen wie Alnatura und Kao, die Feuerwehr, die Entega und der EAD, Kirchen, Migrantenorganisationen, Wohlfahrtsverbände und Vereine, allen voran PDUM e.V. – Partnerschaft Deutschland Ukraine Moldova e.V. Die Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft ist unsere Stärke und gehört zum Selbstverständnis unserer Stadtpolitik.“

Mit Blick auf nunmehr ein Jahr Krieg gäbe es in all dem Schrecken aber auch positive Entwicklungen, die zuversichtlich stimmen könnten, wie Oberbürgermeister Jochen Partsch abschließend erklärt. So wäre etwa die große Solidarität und Hilfsbereitschaft in der Zivilgesellschaft und auch die zwischen Ukrainerinnen und Ukrainern und Darmstädterinnen und Darmstädtern zahlreich entstandenen Freundschaften zu nennen. Über allem stehe aber die unbändige Widerstandsfähigkeit des ukrainischen Volkes: „Die Tapferkeit und der Mut der Ukrainerinnen und Ukrainer, die seit nun einem Jahr entschlossen gegen die russischen Invasoren für den Fortbestand ihrer Souveränität und ihrer Demokratie kämpfen, haben mich tief beeindruckt. Das ukrainische Volk zeigt seit einem Jahr trotz all dem russischen Terror, dass es nicht gewillt ist, seine hart erkämpfte Freiheit und Selbstbestimmung aufzugeben. Vor diesem Hintergrund muss die aktuelle, unter dem Deckmantel eines vermeintlichen Pazifismus im sicheren Deutschland geführte Debatte um eine mögliche Verhandlungslösung – da dies im Moment im Grunde auf eine Kapitulation hinausliefe – vor allem aus Sicht der Ukrainerinnen und Ukrainer wie Hohn klingen. Europäische Sicherheit und Frieden kann es nur geben, wenn der russische Terror gestoppt und die territoriale Unversehrtheit des ukrainischen Staatsgebietes wieder hergestellt wird.“

Als zusätzliches Zeichen der Solidarität wird die Wissenschaftsstadt Darmstadt am ersten Jahrestag des russischen Angriffskrieges an ihren Fahnenmasten die Flaggen von Bund, Land und Gemeinde – wie vom Land Hessen empfohlen – sowie die ukrainische Nationalflagge hissen.

(PS)

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