Das Lachen des Dichters und Revolutionärs
RIEDSTADT – In der Büchner-Werkstatt befasst sich die BüchnerBühne Riedstadt einmal monatlich mit szenischen Studien zu wiederkehrenden Themen in Leben und Werk des berühmten Sohnes der Stadt. Am Samstag, den 7. Oktober ab 19:30 Uhr, geht es diesmal um die Frage, wo der jungverstorbene Dichter und Revolutionär in seinen Werken oder Briefen Humor gezeigt hat.
Eintrittskarten sind zum Preis von 20 Euro an der Abendkasse oder vorab für 18 Euro (ermäßigt 15 Euro) an den verschiedenen Vorverkaufskassen sowie online im Ticketshop erhältlich. Alle weiteren Informationen hierzu sind unter www.buechnerfindetstatt.de nachzulesen.
Wer von Georg Büchner gehört hat, wird wohl zunächst eher nicht an Humor denken. Aber der junge Mann besaß ihn reichlich – ja: Georg Büchner war witzig! Sein Witz war ebenso wie seine politische Radikalität ein Frontalangriff auf Herrschaftsverhältnisse und biedermeierliche Gemütlichkeit. Er schätzte den gesellschaftskritischen Humor Jean Pauls wie die satirische Eleganz der französischen Aufklärer. Im Universum Shakespeares lebte er ohnehin seit seiner Jugend.
Verglichen mit seinem Zeitgenossen Heinrich Heine, ist Büchners Witz abgründiger, bösartiger und morbider – aber nicht weniger spielfreudig. Schon im Drama „Dantons Tod“ entlarvt er satirisch die Ideologien der Revolutionäre, wenn deren rhetorische Höhenflüge mit der Wirklichkeit konfrontiert werden. In allen seinen Stücken zeigt Büchner die Komödie, die wir Realität nennen, und lenkt den Blick auf die lächerlichen Unterschiede von Schein und Sein in einer entfremdeten Welt.
„Leonce und Lena“ ist nicht nur die einzige Komödie Büchners, sondern auch eine der wenigen Komödien in deutscher Sprache überhaupt, bei der das Lachen die Realität nicht ausschließt, sondern uns sogar besser verstehen und ertragen lässt.
Georg Büchner besaß bei aller politischen Klarheit Humor, Menschlichkeit und die Fähigkeit zur Selbstironie – bei den meisten Revolutionären eher selten zu finden. Gerade weil er sich bewusst war, dass nicht einzelne Unterdrücker, sondern das System der Unterdrückung zu bekämpfen war, findet man kaum eine persönliche Attacke in seinen Schriften. Und weil er wusste, dass er auch selbst als Bürger unvermeidlich in ein System von Ausbeutung verstrickt war, bezog er sich immer auch selbst in die eigene Kritik mit ein.
(PS)