Spannende Wohnprojekte vorgestellt
Kreis Groß-Gerau– Riesiges Interesse fand die Veranstaltung „Anders wohnen – Gemeinschaftlich wohnen“, die der Fachbereich Soziale Sicherung der Groß-Gerauer Kreisverwaltung vor wenigen Tagen ausgerichtet hat. Über 120 Interessierte, deutlich mehr als angemeldet, fanden den Weg in den Georg-Büchner-Saal des Landratsamts, um sich über drei Wohnprojekte zu informieren. Es präsentierten sich LebensAlter aus Ginsheim-Gustavsburg, das Projekt „Wir am Klingenborn“ aus Hofheim und „Holzapfel“ aus Groß-Umstadt.
Die Begrüßung der Gäste übernahm Fachbereichsleiter Oliver Hegemann in Vertretung des Ersten Kreisbeigeordneten Walter Astheimer. „Aktive und verlässliche Nachbarschaften, gegenseitige Unterstützung in der Hausgemeinschaft – und dabei in der eigenen Wohnung leben: Das möchten viele Menschen“, sagte Oliver Hegemann. Wer sich für das gemeinschaftliche Wohnen interessiert – bei dem man freiwillig und bewusst bestimmte Bereiche seines Lebens räumlich und zeitlich miteinander teilt –, der sollte allerdings gut informiert an dieses Ziel herangehen. Helene Rettenbach vom Forum Anders Wohnen nannte daher zu Beginn einige grundlegende Aspekte. Zu klären sind zum Beispiel Fragen wie Rechtsform und Trägerschaft, Zusammensetzung der Wohngruppe, der Grad der Selbstorganisation, Versorgungskonzepte (Servicewohnen, Betreutes Wohnen), gegebenenfalls das Bauthema samt Planungsrecht, Nachbarschaftskonzepte, Vernetzung/Öffentlichkeitsarbeit und vieles mehr.
Was dies konkret bedeutet, wurde bei den weiteren Vorträgen deutlich. Georg Pape und Marion Meurer-Pape beschrieben die Vorgehensweise von LebensAlter e.V. Zunächst galt es, Mitstreiter zu finden und Informationen zu sammeln. Es musste ein Konzept für das Projekt geben, Rechtsform und Finanzierung mussten geklärt sein. Erst dann konnten Entscheidungen getroffen und verwirklicht werden, machten die beiden deutlich. Sie beschrieben auch die Gemeinschaftsaktionen von LebensAlter. Nur wenige Treffen, etwa einmal im Monat zum Besprechen aktueller Fragen beim Hausforum, sind Pflicht. Ansonsten gibt es viele Angebote, die jeder nach seinem Geschmack wahrnehmen kann: Gartenarbeit, gemeinsam Fußballspiele anschauen, Feste feiern, gemeinsam frühstücken. Dazu betreibt LebensAlter e.V. ein Repair-Café und bietet einen Garten der Vielfalt an. So wirkt das Gemeinschaftliche Wohnen auch in die Nachbarschaft und das Quartier.
Thomas Klippel, Projektverantwortlicher für „Wir am Klingenborn“ berichtete vom 2013 in Hofheim am Taunus gestarteten Wohnprojekt. Zum ersten Infoabend seien über 100 Interessierte gekommen, bestätigte auch er den Bedarf an solchen Wohngruppen. 2018 war Richtfest, und ab dem kommenden Jahr sollen die 41 Wohneinheiten bezogen werden. Dort finden sich drei Wohnformen: seniorengerechtes Wohnen mit Serviceleistung, Mehrgenerationenwohnen/Gemeinschaftliches Wohnen und die selbstbestimmte, ambulant betreute Demenz-WG.
Das Projekt „Holzapfel“ in Groß-Umstadt stellte Renate Weber vor. In der dortigen Innenstadt sollen 2020/21 drei Niedrig-Energie-Neubauten mit je vier Wohnungen entstehen, eng verbunden mit dem denkmalgeschützten ehemaligen Hofgut „Holzapfel“. In der dazugehörigen Scheune wird sich der Gemeinschaftsraum finden. Renate Weber beschrieb das, was für viele Menschen den Reiz des gemeinschaftlichen Wohnens ausmacht: „Alle Bewohner sind Teil der Gemeinschaft und bringen sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten für die Gemeinschaft ein. Man kennt sich im Projekt, niemand muss einsam werden.“
Im Anschluss an die Vorträge und in den Pausen ergaben sich rege Diskussionen. Auch konnten die Gäste schriftlich ihr Interesse an Wohnprojekten im Kreis Groß-Gerau bekunden. Ungefähr ein Viertel der Gäste hat sich als am Netzwerk interessiert gemeldet. Ziel ist es, die Mitstreiter zu verbinden und mit Informationen zu versorgen, sagte Stefanie Steinfeld, Sozialplanerin beim Kreis Groß-Gerau.
ggr
BU
Der Saal war voll bei der Informationsveranstaltung des Kreises Groß-Gerau zum Thema Gemeinschaftliches Wohnen. Foto: Kreisverwaltung