Hospiz- und Palliativtag im Kreis Groß-Gerau
Kreis Groß-Gerau– Männliches Trauerverhalten biologisch erklärt bekamen die rund 50 Besucherinnen und Besucher des 6. Hospiz- und Palliativtags im Kreis Groß-Gerau. Als Referent war der Biologe und Autor Dr. Martin Kreuels im Georg-Büchner-Saal des Landratsamts zu Gast bei der vom Kreis und vom Hospiz- und Palliativnetzwerk Kreis Groß-Gerau organisierten Veranstaltung.
Auf persönliche und lockere Art trug Martin Kreuels sowohl seine eigenen Erlebnisse als auch biologische Fakten und Forschungsergebnisse vor. Er bestätigte, was viele selbst in Partnerschaften und Familien schon erlebt haben – dass Männer, die trauern, sich eher zurückziehen und die Stille suchen, dass sie wenig über ihre Gefühle reden. Und der Referent hatte die ein oder andere biologische Erklärung für diese Verhaltensweise. Denn Männer und Frauen unterscheiden sich – zum Beispiel, was die Hirnstruktur betrifft. Der Balken, der linke und rechte Hirnhälfte verbindet, sei bei Frauen um 30 Prozent stärker ausgebildet. Damit sei die Verbindung zwischen Sprechen/Kommunikation und Fühlen bei Frauen viel besser. „Frauen trauern häufig nach außen, Männer in sich hinein“, sagte Dr. Martin Kreuels.
Er nannte weitere Unterschiede biologischer Art, zum Beispiel beim Hören, Sehen und Schmecken. Vieles dabei seien archaische Anlagen – weil Männer früher vor allem zusammen auf die Jagd gingen und Frauen die Kinder im Auge behalten mussten -, die heute eigentlich nicht mehr gebraucht würden, aber eben noch vorhanden sind und sich auswirken. Männer neigten mehr zu Hierarchien, Frauen zu Netzwerken. Darum finden sich auch in Beratungsstellen oder eben bei Vorträgen wie dem des Hospiz- und Palliativnetzwerks deutlich mehr Frauen als Männer.
Kontrolle ist für Männer wichtiger, sagte Martin Kreuels. Weil Trauer und das Zeigen von Gefühlen aber Kontrollverlust bedeutet, verstecken Männer ihr Gefühl häufig ihr Gefühl und wirken unnahbar. „Wenn wir aber die Individualität – auch die in der Trauer – akzeptieren und die Unterschiede einfach wahrnehmen, ohne sie gleich zu bewerten“, werde vieles leichter, sagte der Biologe.
Zur Veranstaltung begrüßt hatten Stefanie Steinfeld von der Sozialplanung des Kreises, Christa Hofmann vom Hospiz- und Palliativnetzwerk sowie Erster Kreisbeigeordneter Walter Astheimer. Er dankte dem Netzwerk dafür, dass es immer wieder mit seinen Angeboten wichtige Themen rund um Trauer, Tod und Sterben aus der Tabuzone bringt.
Zum Programm des Hospiz- und Palliativtags gehörte auch die Darbietung von Lilo Bachmann. Sie las das Bilderbuch „Sterne leuchten immer“ von Christa Hofmann vor und gab dabei eine Gesangseinlage. In dem Buch geht es um den Jungen Ole, seinen Großvater und den altersschwachen Teddy – den Ole am Ende in einem bunt bemalten Karton beerdigt und ihm einen würdevollen Abschied bereitet.
Foto: Kreisverwaltung
ggr