„Eine Verdiente Auszeichnung für die herausragende Arbeit als Denkmalpfleger und die Mitarbeit bei der Sanierung und der Ausarbeitung des Welterbeantrags“
DARMSTADT – Oberbürgermeister Hanno Benz hat dem ehemaligen städtischen Denkmalpfleger Nikolaus Heiss im Namen von Ministerpräsident Boris Rhein am heutigen Donnerstag, 7. Dezember, im Magistratssaal der Wissenschaftsstadt Darmstadt den Hessischen Verdienstorden überreicht. Heiss erhält die Auszeichnung für seine jahrzehntelangen Verdienste um Denkmalpflege und Denkmalschutz in der Stadt Darmstadt.
„Das Wirken von Nikolaus Heiss in unserer Stadt ist unumstößlich mit der Entwicklung der Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe verknüpft“, erklärt dazu Oberbürgermeister Hanno Benz. „Durch sein Engagement rund um die Sanierung unserer Stadtkrone als Denkmalpfleger und Koordinator sowie durch seine Expertise und Mitarbeit bei der Ausarbeitung des Welterbeantrags für die Künstlerkolonie, hat sich Nikolaus Heiss um unsere Stadt, das Land Hessen und die Bürgerinnen und Bürger auf außerordentliche Weise verdient gemacht.
Die Aufnahme der Mathildenhöhe auf die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes im Sommer 2021 ist auch ein Ergebnis dieser Bemühungen für die Einordnung der Bedeutung des Ensembles über die Grenzen der Stadt, der Region und des Landes hinaus und um die Anerkennung der Schönheit und Kraft dieser einzigartigen Architektur. Nicht zuletzt seinem Wirken und Engagement ist es zu verdanken, dass die Mathildenhöhe den Status Weltkulturerbe erreichen konnte. Ich freue mich daher sehr, Herrn Heiss heute den Verdienstorden des Landes Hessen überreichen zu können.“
Bereits früh entwickelte er seine Liebe zur Fotografie und zur Mathildenhöhe
Nikolaus Heiss wurde 1943 in Bleicherode/Harz geboren und kam als Fünfjähriger mit seiner Familie nach Darmstadt. Bereits früh entwickelte er seine Liebe zur Fotografie und zur Mathildenhöhe: zur Konfirmation kaufte er sich von den Geldgeschenken seine erste Kamera, und die Mathildenhöhe wurde sogleich sein Lieblingsmotiv. Als Vierzehnjähriger wurde er mit ihr zum ersten Mal Preisträger eines Fotografie-Wettbewerbs, im Jahr 1957. Das Siegerfoto in schwarz-weiß zeigt die Spitzen der Russischen Kapelle, im Vordergrund die winterlichen, unbelaubten Astkronen der Platanen. Heiss schloss die Schule mit dem Abitur ab und studierte Architektur an der Technischen Hochschule – heutige Technische Universität – Darmstadt.
Er startete seine Laufbahn 1970 zunächst als angestellter, dann als freiberuflicher Architekt in Darmstadt. In dieser Zeit machte er sich einen Namen bei der Sanierung historischer Gebäude sowie bei städtebaulichen Wettbewerben in Arbeitsgemeinschaften, gewann mit ihnen erste Preise in Mannheim und Viernheim. Als er für Darmstadt städtebauliche Planungen und Platzgestaltungen umsetzte, wurde die Stadt auf ihn aufmerksam. 1981 wurde er städtischer Denkmalpfleger und blieb dies fast dreißig Jahre lang.
Während dieser Zeit entstanden viele Publikationen, Vorträge, Ausstellungen und Führungen zur Denkmalpflege, unter anderem als Mitautor der Denkmaltopographie Stadt Darmstadt 1994.
Heiss widmet sich auch nach seiner beruflichen Laufbahn weiterhin der Mathildenhöhe
Allein die Liste der größeren Projekte, an denen Nikolaus Heiss als städtischer Denkmalpfleger gearbeitet hat, ist lang und reicht über die Jahrzehnte vom Jagdschloss Kranichstein über das Jugendstilbad bis zum darmstadtium mit der Integration der Stadtmauer. Er hat in vielen Preisgerichten für Darmstädter Architektur gesessen: etwa für die Erweiterungen des Hauptbahnhofs oder dem Hessischen Landesmuseum, für den Bau des Kongresszentrums oder des neuen Besucherzentrums auf der Mathildenhöhe.
Bis zur Entscheidung 2021 war er Mitglied des internationalen Advisory-Boards zur Beratung des Welterbeantrags für die Mathildenhöhe (dazu gehörten die Erarbeitung der Rahmenkonzeption Mathildenhöhe 2009, die Ausarbeitung des Antrags zur Aufnahme der Künstlerkolonie Mathildenhöhe in die Deutsche Tentativliste zusammen mit der Arbeitsgruppe Mathildenhöhe 2011/12, Mitarbeit an den „Materialien zur Künstlerkolonie Mathildenhöhe“ 2012, Mitarbeit an der Ausstellung und am Katalog „Welterbe werden!“ 2014 sowie die Mitarbeit im Team Welterbe zur Ausarbeitung des Welterbeantrags für die Künstlerkolonie Mathildenhöhe ab 2014).
Heiss widmet sich auch nach seiner beruflichen Laufbahn weiterhin dem Weltkulturerbe Mathildenhöhe ehrenamtlich als Stellvertretender Vorsitzender der Freunde der Mathildenhöhe e.V. und wirbt in dieser Funktion regelmäßig große Summen an Spenden ein.
Nikolaus Heiss erhielt die Bronzene Verdienstplakette von Darmstadt
Seit 2017 bis heute ist er im Denkmalbeirat der Stadt Darmstadt zunächst als berufenes, später als stimmberechtigtes ehrenamtliches Mitglied aktiv. 2016 erhielt er für sein Wirken die Bronzene Verdienstplakette der Stadt Darmstadt und 2020 eine große Ehrung seiner Branche: die Auszeichnung vom Bund Deutscher Architekten (BDA) für „Baukultur in Hessen“. Er habe „mit seinem Engagement wesentlich und wirksam Baugeschichte und Baukultur zusammengeführt und einem breiten Publikum nahegebracht.“
Nach 1996 wandte sich Nikolaus Heiss der Architektur- und Luftbildfotografie zu und veröffentlichte das Luftbildbuch ‚Flug über Darmstadt‘ 2006.
Er lehrte Architektur und Fotografie am Lehrstuhl Geschichte und Theorie der Architektur der Technischen Universität Darmstadt 2006 bis 2009 und hatte außerdem einen Lehrauftrag für Denkmalpflege an der FH Kaiserslautern seit 2009.
Weitere Veröffentlichungen sind u.a. das Buch „Jugendstilbad Darmstadt“ 2009, das Luftbildbuch „Flug über Darmstadt“ 2010, das Luftbildbuch „Flug über die Bergstraße“ 2011, die Fotoausstellung Darmstadt Schwarz-Weiß im Weißen Turm 2014, der Bildband „DARMSTADT – Ein fotografischer Stadtspaziergang“ sowie der 2021 neu erschienene Bildband „Welterbe Mathildenhöhe Darmstadt“.
(PS)