„Dialogbrücken schlagen“
KREIS GROSS-GERAU – Erdem Tunçer, Generalkonsul im Generalkonsulat der Republik Türkei in Frankfurt am Main, hat bei einem „Antrittsbesuch“ beim Landrat des Kreises Groß-Gerau Thomas Will und dem Ersten Kreisbeigeordneten (Ekbo) Adil Oyan um Zusammenarbeit in den gemeinsamen Themen geworben. „Wir pflegen viele Kontakte zu türkischen Gemeinden im Kreis Groß-Gerau und sind sehr froh, dass dabei eine so gute Atmosphäre herrscht“, sagte der Generalkonsul, der am 15. September 2020, mitten in der Corona-Pandemie, sein Amt angetreten hat.
Erdem Tunçer, geboren 1980 in Istanbul, studierte Politikwissenschaft und Internationale Beziehungen. Er schloss sein Masterstudium an der University of Essex (England) als Jean-Monnet-Stipendiat mit hoher Auszeichnung ab. Im Jahr 2005 begann er seinen Dienst im Außenministerium der Republik Türkei und arbeitete dort auf verschiedenen Ebenen im Generaldirektorat für multilaterale politische Angelegenheiten, Europa sowie Energie und Umwelt. Seine Auslandsposten waren in der Botschaft in Doha, im Generalkonsulat in Lyon, in der Ständigen Vertretung bei der OECD und in der Botschaft in Paris.
Während der Pandemie sei er in einem „ganz anderen Frankfurt“ angekommen, sagte Tunçer. Und erntete beim Landrat Zustimmung: „Corona hat auch uns von einem auf den anderen Tag komplett ausgebremst.“ Zum Glück könne man heute wieder ohne Einschränkungen persönliche Gespräche führen, so der Landrat. In lockerer Runde stellten beide Seiten ihre Arbeitsschwerpunkte vor, schließlich wurden die Themen Integration, Migration, politische Initiativen wie zur doppelten Staatsbürgerschaft erörtert.
Politische Teilhabe ist ein wichtiges Thema im Kreis
„Wir pflegen sehr viele Kontakte zu unseren türkischen Gemeinden im Kreis und können bestätigen, dass hier eine gute Atmosphäre herrscht“, so der Generalkonsul. Landrat Will und der Erste Kreisbeigeordnete Oyan betonten die Geschichte des Kreises, in dem seit jeher international gedacht, gefühlt und gelebt wurde. „Im Kreis Groß-Gerau haben sich immer wieder Menschen aus anderen Ländern, mit anderen kulturellen Hintergründen angesiedelt, wirtschaftlichen Wohlstand getragen und angeschoben – und zugleich ein Klima der Weltoffenheit geschaffen“, so Will und Oyan. Politische Teilhabe sei ein wichtiges Thema im Kreis, so Oyan: „Wir sollten verstärkt über ein kommunales Wahlrecht wie in den Niederlanden nachdenken, wo alle wählen dürfen – egal, welchen Pass sie haben.“
Max Frischs berühmter Satz („Wir riefen Arbeitskräfte, und es kamen Menschen“) bewegt Generalkonsul Tunçer. „Zuzug schafft immer neue Realitäten: die Menschen kommen mit ihrem Glauben, ihrer Kultur, ihrer Tradition“, sagt Tunçer, der sich sehr für deutsche Geschichte interessiert. Neben Passangelegenheiten sieht es Tunçer auch als wichtige Aufgabe des Konsulats an, Dialogbrücken zu schlagen. „Wir bieten dem Kreis Groß-Gerau und den Kommunen unsere Unterstützung an.“
Der Bauantrag liegt dem Kreis nun vor
Schließlich kam die Rede auch auf den geplanten Moscheebau in Raunheim. Der Bauantrag liegt dem Kreis nun vor, in den kommenden drei Monaten soll darüber entschieden sein. „Dass muslimische Gläubige zu unserem Kreis gehören, genauso wie ihre Gotteshäuser und Gemeindezentren, ist für uns selbstverständlich“, so Landrat Will. Er berichtete von der Einweihung des neuen Gemeindezentrums der alevitischen Gemeinde unlängst in Ginsheim-Gustavsburg. „Jugendarbeit, Hausaufgabenbetreuung, Bildungs- und Integrationsarbeit finden hier ihren Platz“, so Will: „Die alevitische Gemeinde ist ein wichtiger Partner im sozialen Leben des Kreises.“
Der Landrat und der Erste Kreisbeigeordnete bedankten sich bei Generalkonsul Erdem Tunçer für das freundliche und informative Gespräch und verabredeten, weiterhin in Kontakt zu bleiben.
(PS)