Qualifizierungsprojekt startet

Auf dem Foto von links: Christine Plenzig, Fachbereichsleiterin Jugend und Familie, Landrat Thomas Will, Hochschulpräsident Prof. Dr. Uwe Becker, Prof. Dr. Laura Wallner, Prof. Dr. Anne-Dore Stein und Cornelia Lange, Abteilungsleiterin Hessisches Ministerium für Soziales und Integration. Foto: Kreisverwaltung

Kreis, Land und Evangelische Hochschule als Partner

KREIS GROSS-GERAU – Seit Langem besteht die Forderung, die Unterstützung von allen Kindern und Jugendlichen unter einem gesetzgeberischen Dach, dem Sozialgesetzbuch VIII, zu gewähren. Dies ist mit dem Kinder- und Jugendstärkungsgesetz 2021 auf den Weg gebracht worden.

Das heißt, die öffentliche Jugendhilfe wird ab 2028 für alle Kinder, Jugendlichen und deren Familien unabhängig vom Vorliegen oder von der Art einer Beeinträchtigung zuständig sein – die sog. inklusive Lösung. Der Fachbereich Jugend und Familie des Landkreises Groß-Gerau hat sich rechtzeitig auf den Weg gemacht, die künftigen gesetzlichen Vorgaben umzusetzen, indem er sich fachlich und auch in Bezug auf die dafür notwendig zu entwickelnden „inklusiven Haltungen“ durch das Projekt QinkL (Qualifizierung inklusive Lösung) in Kooperation mit der Evangelischen Hochschule (EH) Darmstadt vorbereitet. Das Land Hessen unterstützt dieses Vorhaben mit Fördermitteln. Das Projekt wurde am Montag, 30. Januar, im Groß-Gerauer Landratsamt vorgestellt.

Nach Auffassung des Landrats stellt sich „der Landkreis Groß-Gerau damit dieser Aufgabe der Entwicklung von fachlichen und Verwaltungs-Strukturen, die der Einbeziehung und Unterstützung aller Kinder, Jugendlichen und ihrer Familien im Sozialraum gerecht werden sollen. Wir sind überzeugt davon, dass das dargestellte Projekt gesellschaftspolitisch höchst relevant ist und einen wesentlichen Beitrag zum Change-Management bei den Mitarbeitenden der Jugendhilfe und damit auch gesamtgesellschaftlich leisten wird“, so Landrat Thomas Will.

Das Land Hessen räumt diesem Projekt eine hohe Bedeutung ein, wie Cornelia Lange, Abteilungsleiterin Hessisches Ministerium für Soziales und Integration, sagt: „Beispielhaft für alle Jugendämter in Hessen soll mit dem Projekt QinkL dafür ein vom Land Hessen gefördertes Konzept für eine bedarfsorientierte und wissenschaftlich fundierte Qualifizierung entwickelt werden. Wir freuen uns, dass dafür eine starke Kooperation zwischen Wissenschaft und Kommune für die Inklusion in der Jugendhilfe geschlossen werden konnte, die wir seitens des Landes unterstützen können.“

Der Präsident der EH Darmstadt, Prof. Dr. Uwe Becker, sieht die Kooperation der Evangelischen Hochschule Darmstadt mit dem Landkreis Groß-Gerau als wegweisend an. „Damit wird durch unsere Hochschule ein passgenaues Fort- und Weiterbildungsprogramm für die Mitarbeitenden in den Kommunen erbracht, das sie gut auf die gesetzliche Umstellung im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe vorbereiten wird. Wissenschaft und Praxis liefern damit einen gemeinsamen Beitrag für eine nachhaltige Inklusion von Kindern und Jugendlichen mit Beeinträchtigung.“

Das Jugendamt im Kreis Groß-Gerau hatte den reformbedingten Bedarf aufgegriffen, die grundlegende Projektidee skizziert und den Anstoß gegeben, über die Kooperation die Grundlagen für den Umsteuerungsprozess in der gesamten Jugendhilfe abzusichern: „Der Fachbereich Jugend und Familie hat begonnen, diesen Spielraum auszuloten und sich für eine zeitgerechte Aufstellung seiner stärksten Ressource, die über 200 Mitarbeitenden der Jugendhilfe und Eingliederungshilfe, einzusetzen“, so Christine Plenzig, Fachbereichsleitung Jugend und Familie der Kreisverwaltung.

Zur Einordnung des Gesamtprojektes in seine behindertenpolitische Bedeutung hebt eine der beiden Projektleiterinnen hervor: „Mit diesem Projekt werden zentrale Forderungen der UN-Behindertenrechtskonvention umgesetzt: die Gestaltung von gleichberechtigten Teilhabemöglichkeiten in allen Bereichen gesellschaftlichen Lebens für alle Kinder, Jugendlichen und deren Familien durch die Schaffung ,Angemessener Vorkehrungen‘ in und durch die Kommunen“ (Professorin Dr. Anne-Dore Stein, EH Darmstadt).

„In unserem Forschungsprojekt werden zunächst die Qualifizierungsbedarfe für den Veränderungsprozess innerhalb der Verwaltung erhoben. Daran anschließend soll eine passgenaue Weiterbildung konzipiert werden, die den Erfordernissen der Kreisverwaltung Groß-Gerau entspricht, aber auch auf andere Kommunen und Landkreise übertragbar ist. Uns ist es besonders wichtig, dabei partizipativ vorzugehen. Das heißt, die Betroffenen – also sowohl die Beschäftigten als auch Kinder, Jugendliche und Familien – werden in unterschiedlichen Stadien des Forschungsprojektes in dieses mit einbezogen“, hebt Professorin Dr. Laura Wallner hervor, die das Projekt gemeinsam mit Professorin Dr. Anne-Dore Stein leitet.

(PS)

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