Umweltfrevel neben Bahngleisen

Iris Bernecker und Bettina Gruhle (von links) hinter dem Berg mit Kabelummantelungen. Foto: Stadt Riedstadt

Cleanup Gruppe sammelt 20 Kubikmeter Kabelummantelungen ein

RIEDSTADT – Es ist ein unfassbar hoher Berg an Kabelummantelungen, der da fein säuberlich zusammengetragen auf die Abholung wartet und hinter dem Bettina Gruhle und Iris Bernecker fast zu verschwinden drohen.

Die beiden Frauen von der „Cleanup Gruppe Riedstadt und Rhein“ haben die langen und unhandlichen Ummantelungen in tagelanger, mühseliger Arbeit aus einem Dickicht gezogen, das sich am Goddelauer Ortsausgang Richtung Stockstadt in unmittelbarer Nähe der Bahngleise befindet. An den vier Tagen hatten sie zum Teil noch Unterstützung von einem weiteren Mitglied ihrer Gruppe. „Er hat uns nochmal richtig Auftrieb gegeben, weil es eine so langwierige Aufgabe war – und alles so unglaublich schmutzig“, erzählt Bernecker.

Gerry Assmann, bei der Büchnerstadt im Außendienst für die Fachgruppe Umwelt tätig, ist voll des Lobes für die geleistete Arbeit. „Sie haben das unglaublich schonend gemacht, richtig gut. Sie haben hier richtig tolle Arbeit geleistet. Unser Bauhof hätte da mit schweren Gerät rangehen müssen und das wäre sehr schade um die Hecken gewesen.“ Denn um an die Lagerstätte der Ummantelungen zu kommen, musste Bettina Gruhle erst einmal behutsam den Weg freischneiden und am illegalen Müllabladeplatz dann erst einmal Äste und Bewuchs so weit zurückschneiden, dass die Kabelummantelungen zugänglich wurden.

Schließlich lagen die aufgeschlitzten Schläuche offensichtlich schon sehr lange dort. Wie lange, kann niemand mit Gewissheit sagen. Assmann waren die zu gewucherten Kabelabfälle im Frühjahr dieses Jahres erstmalig aufgefallen – zu einer Zeit, als wegen der Brutzeit Aufräumarbeiten dort unmöglich waren. Zwischenzeitlich hatte auch Bettina Gruhle mehr zufällig die Kabelummantelungen entdeckt und Assmann und Gruhle kamen überein, dass die Cleanup Gruppe die Aufräumarbeiten übernimmt, um die Natur dort zu schonen.

Mögliche Strafverfolgung kam leider zu spät

Unmittelbar nach der Entdeckung nahm Assmann Kontakt mit der Polizei auf. Doch die musste ihm mitteilen, dass eine Strafverfolgung nach so langer Zeit keinen Sinn mehr machen würde. Ein Zusammenhang mit der Bahn drängt sich allerdings auf, weil die Stelle nur von den Bahngleisen aus leicht zu erreichen ist.

Ganz offensichtlich hatten es die Straftäter auf das Kupfer in den Kabeln abgesehen. Die drei bis zehn Meter langen Stücke waren alle fein säuberlich aufgetrennt worden und lagerten seit etlichen Jahren ineinander verdreht in dem Wäldchen. Per Hand entwirrten die drei von der Cleanup Gruppe den Kabelsalat, kürzten ihn zum Teil und trugen die Stücke mit der Hand viele Meter weit durch ein weitläufiges Heckengebiet zu einer Stelle, wo sie gut vom Bauhof abgeholt werden konnten. „So einen großen Berg habe ich noch nie gesehen“, sagt Assmann betroffen.

Auch Bauhofleiter Kai Gersema ist fassungslos. Mittlerweile hat der Bauhof den riesigen Kabelberg abtransportiert – mit einem 30 Kubikmeter fassenden Container, der zu zwei Drittel gefüllt wurde. „Das sind bestimmt 20 Kubikmeter“, schätzt Gersema. Auch er ist voll des Lobes für die Cleanup Gruppe. Dem schließt sich auch Bürgermeister Marcus Kretschmann an und bedankt sich für das gezeigte Engagement. „Bettina Gruhle und ihre Mitstreiter leisten wertvolle Arbeit für Allgemeinheit und es ist aller Ehren wert, was sie hier in ihrer Freizeit für die Umwelt getan haben. Auch wenn es in höchstem Maße ärgerlich ist, dass diese Arbeit überhaupt notwendig war“, betont der Bürgermeister.

(PS)

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