Abgeschälte Rinde an Götterbäumen dient dem Umweltschutz
GROSS-GERAU – Seit einigen Tagen sind in Groß-Gerau scheinbar beschädigte Stadtbäume zu finden, deren Rinde teilweise abgeschält wurde. Es handelt sich dabei nicht um das Werk von Umweltsündern, sondern um eine gezielte Maßnahme des Amts Straßen, Verkehr, Umwelt, die auf nachhaltige und planbare Grünentwicklung in der Kreisstadt Groß-Gerau abzielt.
Bei den betroffenen Bäumen handelt es sich um sogenannte Götterbäume – eine invasive Art, die heimische Pflanzen verdrängt. Diese Laubbaum-Art (Ailanthus altissima) stammt ursprünglich aus Asien und wurde insbesondere für innerstädtische Begrünungen eingesetzt, da sie scheinbar viele Vorzüge gegenüber heimischen Arten mit sich brachte: Denn der Baum ist robust, kommt mit den besonderen innerstädtischen klimatischen Bedingungen gut zurecht und ist insbesondere hitzeresistent – in Zeiten des Klimawandels gute Argumente für den Götterbaum, um Städte grün zu gestalten. Zudem wächst er schnell, bis zu drei Meter je Jahr, was Stadtplaner ebenfalls begrüßten.
Das Problem: Der Götterbaum ist ein wahrer Fortpflanzungsexperte, er breitet sich stammnah über Wurzelausläufer aus und streut seine Früchte bis zu 100 Meter weit. Das führt dazu, dass sich die Pflanze unkontrolliert ausbreitet und das Wachstum heimischer Pflanzen unterdrückt. Daher gehen zahlreiche Kommunen inzwischen dazu über, den Götterbaum zurückzudrängen, so auch die Kreisstadt Groß-Gerau.
Verzicht auf chemische Mittel
Um möglichst umweltschonende Maßnahmen zu etablieren und auf den Einsatz chemischer Pflanzenvernichtungsmittel ganz zu verzichten, wurde seitens des Amtes Straßen, Verkehr, Umwelt das sogenannte Ringeln angewendet, also das gezielte Abschälen von Rinde samt Kambium, womit in den Nährstofftransport der Pflanze eingegriffen und diese letztlich an der Vermehrung gehindert wird. Indem ein schmaler Steg der Rinde samt Kambium erhalten bleibt, wird der Saftstrom nicht komplett unterdrückt, jedoch die Wurzeln und das Wachstum von Sprösslingen geschwächt. Der Baum entzieht sich gewissermaßen selbst die Nährstoffe und stirbt schließlich über einen Zeitraum von mehreren Jahren ab, ohne dabei neue Sprösslinge auszubilden und sich durch Naturverjüngung weiter zu verbreiten. Nach der erfolgreichen Bekämpfung werden die ehemaligen Götterbaum-Standorte mit umweltverträglicheren, aber ebenfalls für die sich ändernden klimatischen Bedingungen sowie die speziellen Anforderungen an innerstädtische Standorte angepassten Baumarten bepflanzt.
Patrick Pohlmann, Klimaschutzbeauftragter der Kreisstadt und stellvertretender Amtsleiter Straßen, Verkehr, Umwelt, betont: „Mit dem Ringeln haben wir eine Methode angewandt, die möglichst schonend auf ein Problem reagiert, dass sich erst im Nahhinein als solches erwiesen hat: Die Praxis hat gezeigt, dass die Nachteile des Götterbaums seine Vorteile überwiegen. Daher schlagen wir hier in Groß-Gerau jetzt einen anderen Weg ein.“