95. Todestag von Otto von Brentano di Tremezzo

Symbolbild: Pixabay

DARMSTADT – Die Wissenschaftsstadt Darmstadt ehrt den Juristen und hessischen Zentrumspolitiker Otto Rudolf von Brentano di Tremezzo am 21. Juli 2022 mit einer stillen Kranzniederlegung an dessen Grab auf dem Waldfriedhof (Grab R 12b 57).

Otto Rudolf von Brentano di Tremezzo wurde am 9. Dezember 1855 in Darmstadt als Sohn des Postsekretärs und späteren Postmeisters Gustav Adolf Brentano und dessen Gattin Auguste (geb. Hofmann) geboren.

Mit der Versetzung des Vaters nach Friedberg 1864 zog die Familie in die Wetterau. Brentano besuchte zunächst in Friedberg die Augustinerschule und wechselte dann an die Gymnasien in Büdingen und in Gießen. Von 1874 bis 1877 studierte er in Gießen und München Rechtswissenschaften. Die juristische Fakultätsprüfung legte er 1877 erfolgreich ab. Die Staatsprüfung folgte 1881. Von 1882 bis 1891 war er als Rechtsanwalt in Friedberg tätig. In diese Zeit fiel die Genehmigung zur Führung des Namenszusatzes „di Tremezzo“, der 1889 durch das Großherzogtum Hessen anerkannt wurde.

Aus der Ehe mit Elisabeth „Lilla“ Schwerdt, beide hatten im Juni 1884 geheiratet, gingen sechs Kinder hervor. Drei ihrer Söhne wurden bekannte Persönlichkeiten: Clemens von Brentano (erster Botschafter der BRD in Italien und San Marino nach dem Zweiten Weltkrieg), Bernhard von Brentano (Schriftsteller, Lyriker und Journalist) und Heinrich von Brentano (Bundesaußenminister).

Im Jahr 1891 zog die Familie nach Offenbach, wo Brentano mit einem ortsansässigen Kollegen, Siegfried Guggenheim, eine bald sehr erfolgreiche Kanzlei gründete. 1899/1900 erfolgte zusätzlich seine Bestallung zum Notar. 1902 wurde Brentano zum Justizrat und 1913 zum Geheimen Justizrat ernannt.

Neben seiner juristischen Tätigkeit engagierte sich Brentano kirchenpolitisch. Seit 1893 gehörte er dem Kirchenvorstand der katholischen Gemeinde in Offenbach an und hatte maßgeblichen Anteil an der Errichtung einer zweiten Pfarrei in der Offenbacher Oststadt.

Werdegang in der Politik

Seine politische Karriere in der Zentrumspartei begann Brentano 1895 als gewähltes Mitglied des Offenbacher Stadtparlaments. Von 1897 an war er Abgeordneter im Darmstädter Landtag und vertrat den Wahlkreis Bingen-Land. Über drei Jahrzehnte gehörte Brentano dem Landtag an, von 1914 bis 1927 als Vorsitzender der Zentrumsfraktion.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Brentano auch in der Reichspolitik aktiv. Parallel zu seinem Mandat im Landesparlament ließ er sich 1919 in die Weimarer Nationalversammlung beziehungsweise 1920 in den Reichstag wählen. Wegen der Doppelbelastung durch seine Ministerämter in Hessen verzichtete er 1924 auf eine Wiederwahl.

In dieser Zeit war Brentano hessischer Minister der Justiz und ab 1921 zugleich Minister des Innern. Er betrieb eine engagierte Politik gegen rechts- und linksextremistische Bestrebungen. Beispielsweise verbot er 1923 den „Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbund“ und nach dem sogenannten Hitlerputsch die NSDAP und ihre Gliederungen in Hessen. Weiterhin verhängte er Verbote gegen rechtsradikale Publikationen, Demonstrationen und Organisationen.

Zu Ostern 1927 unternahm Brentano eine Reise nach Rom. Kurz darauf musste er krankheitsbedingt seine politischen Ämter niederlegen. Er starb am 21. Juli 1927 an den Folgen eines Schlaganfalls in Darmstadt und wurde auf dem Waldfriedhof beigesetzt.

(stip)

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