Wilhelm Hammann, ein „Gerechter unter den Völkern“
Kreis Groß-Gerau – An den außergewöhnlichen Kreisbürger Wilhelm Hammann (1897-1955) erinnert seit dem vergangenen Wochenende eine Gedenktafel, die an seinem Grab auf dem Groß-Gerauer Friedhof in der Klein-Gerauer Straße aufgestellt worden ist. Landrat Thomas Will und Bürgermeister Erhard Walther enthüllten die Stele, auf der die Tafel des Kreises angebracht wurde. Sie beschreibt in kurzen Worten die besondere Leistung des Biebesheimer Lehrers Wilhelm Hammann, der als Kommunist von den Nationalsozialisten verfolgt wurde.
Von 1938 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs musste er im KZ Buchenwald leben. Dort rettete er kurz vor Kriegsende 159 jüdischen Kindern das Leben, indem er sie vor der Deportation bewahrte. Für diese Tat verlieh ihm Israel im Jahr 1984 den Titel „Gerechter unter den Völkern“.
„In der damaligen Zeit war das, was so selbstverständlich und einfach klingt, eine große Tat“, sagte Landrat Will vor den rund 40 zur Einweihung der Stele erschienenen Gästen. Wilhelm Hammann hat als Blockältester in der illegalen internen Lagerorganisation dafür gesorgt, dass in der Schreibstube Papiere entsprechend ausgestellt wurden: Statt „Jude“ wurde „Ungar“ neben die Namen der neu ankommenden jüdischen Kinder notiert. Das rettete Leben.
Für ein paar Monate nach Ende des Kriegs war Hammann Landrat des Kreises Groß-Gerau. Thomas Will erwähnte in seiner kurzen Ansprache auch die Rolle, die Wilhelm Hammann in Politik und im Schulwesen spielte – und dankte all jenen, die in den vergangenen Jahrzehnten dazu beigetragen haben, dass der Biebesheimer nicht in Vergessenheit geriet: vom Förderverein jüdische Geschichte und Kultur im Kreis Groß-Gerau über die Gewerkschaften, Linke und DKP bis hin zum Freundeskreis Wilhelm Hammann. Der Stadt Groß-Gerau dankte der Landrat dafür, dass sie dauerhaft die Grabpflege übernommen hat. Das kleine Denkmal, das nun am Grab entstanden ist, rege zum Nachdenken an. Zum Beispiel darüber, dass der Einsatz für Demokratie und Menschenrechte die Aufgabe aller ist. „Das können wir aus der Geschichte, gerade auch aus der Lebensgeschichte von Wilhelm Hammann lernen“.
Auch Bürgermeister Erhard Walther ging bei der Veranstaltung am 3. Juni kurz auf die Lebensdaten Hammanns ein. Er betonte: „Jedes Kind, das er gerettet hat, ist eines, das es rechtfertigt, Respekt vor Wilhelm Hammann zu haben“ und diese „verdiente Persönlichkeit“ zu ehren. Der Lehrer, Widerstandskämpfer, KZ-Häftling und schließlich Gerechte unter den Völkern habe seine humane Haltung auch im nationalsozialistischen Umfeld bewahrt und gelebt. Das Andenken an diese „respektable Haltung“ pflege auch die Stadt Groß-Gerau.
ggr